Obwohl
es jeder der einzelnen Südtiroler Berge verdient hätte erwähnt
zu werden, durchfuhren wir diesen Teil der italienischen Alpen möglichst
rasch in einem Zug. Schließlich stammen wir aus dem österreichischen
Salzburg, von wo man sogar Tagesausflüge in die Dolomiten unternehmen
kann. Dort ist eigentlich unsere zweite Motorrad-Heimat. Aber wir
wollten ja auf schnellstem Weg in den Süden.
Doch in der Po-Ebene hatten wir ein besonders auserkorenes Ziel. Exakt
in einer Gegend, die von den unzähligen Touristen bei der Durchreise
in den Süden des Landes nahezu ignoriert wird. Es handelt sich
dabei um das kleine Dorf Brescello am Ufer einer Po-Windung. Und genau
in diesem Dorf wurden in den 50er Jahren die noch heute beliebten
Don-Camillo-Filme nach den Büchern von Giovanni Guareschi gedreht.
In diesen Filmen wird die Hauptfigur Don Camillo, Pfarrer des kleinen
Ortes Cattori, vom französischen Schauspieler Fernandel gespielt.
Gino Cervi spielte den kommunistischen Bürgermeister Peppone
des Ortes. Die
beiden stritten als ewige Widersacher, hatten jedoch bei allen Gegensätzen
stets das Wohl ihres Dörfchens im Auge und verbrüderten
sich unerwartet oft gegen die äußeren Umstände. Und
noch heute sind die Bewohner des kleinen Dorfes stolz darauf, einst
Drehort dieser Filme gewesen zu sein. Lebensgrosse Statuen der Hauptdarsteller
auf dem Kirchenvorplatz, sowie ein Café Don Camillo erinnern
noch daran. Leider wurde zum Zeitpunkt unseres Besuches die Kirchenfassade
sowie der Vorplatz renoviert, wodurch meines Erachtens einiges vom
ursprünglichen Erscheinungsbild verloren gehen wird. |
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Über den Appeninpaß
Pso. delle Cisa kamen wir schließlich in eine der geschichtsträchtigsten
Regionen der Toskana - nach Carrara. Carrara,
Synonym für den Marmor, befindet sich zirca 8 km vom Meer entfernt
in den Apuanischen Alpen. Der Name Carrara stammt aus dem Römischen
Kar, was soviel wie Stein bedeutet. Carrara-Marmor wurde nicht nur
für den Bau der wichtigsten Monumente in Rom genutzt, sondern
findet sich auch in zahlreichen historischen Bauwerken in ganz Europa.
Bereits 200 v.Chr. wurde in den Steinbrüchen rund um Carrara
mit dem Abbau begonnen, als Arbeitskräfte dienten zumeist Sklaven.
Wir besuchten das ehemalige Bergarbeiterdorf Colonnata inmitten der
Berge, welches seine Urtümlichkeit am besten erhalten hat. |
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Unser Weg weiter nach
Pisa ging in eine wahre Tortur über, weil wir anstatt einer Autobahn
die Bundesstraße wählten. Zum einen grenzten die Ortschaften
nahezu übergangslos aneinander, zum anderen wälzte sich
eine nicht endend wollende Verkehrslawine da durch. Selbst waghalsiges
Vorbeischlängeln an den Autokolonnen brachte uns keinen nennenswerten
Zeitgewinn.
Die
Universitätsstadt Pisa mit ihrem Schiefen Turm war eine der Schaffensstätten
Galileo Galilei´s. Der wohl berühmteste Sohn der Stadt
- obwohl er nach seiner Jugend nur vier Jahre als Lektor an der hiesigen
Universität arbeitete - soll seinen legendären Versuch mit
den Fallgesetzen am Schiefen Turm demonstriert haben. Die Atmosphäre
und Lebendigkeit der Stadt wird von einigen zigtausenden Studenten,
die fast die Hälfte der Bewohner Pisas ausmachen, geprägt.
Doch die Stadt wirkt auch dann nicht wie ausgestorben, wenn der Unibetrieb
ruht, weil hier immer unzählige Touristen verweilen, um den historischen
Teil von Pisa zu besichtigen.
Das Stadtzentrum bilden die Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder)
mit dem Schiefen Turm und das historische Viertel um die Ponte di
Mezzo, die zentrale Arno-Brücke. Da sich die meisten Touristen
nicht weit vom Schiefen Turm entfernen, findet man in Pisa eine der
wenigen Städte der Toskana, die recht ursprünglich und echt
geblieben ist. Angeblich war der Schiefe Turm nicht immer schief.
Nach sechs Jahren Bau und bis zum dritten Stock angelangt, ließen
die Bauherren die Arbeiten stoppen, da eine Bodensenkung den Turm
kippen ließ. Heute glaubt man, dass es nicht nur die Bodenbedingungen
waren, die zur Neigung des Turms führten, sondern auch das enorme
Gewicht des Turmes. Auf alle Fälle ist es ein einmaliges Erlebnis,
auf der obersten Etage dieses historischen Bauwerkes zu stehen. Ein
paar Kilometer ausserhalb von Pisa - im malerischen Dörfchen
Castiglioncello - schlugen wir unser Quartier auf, um die Toskana
in Tagesausflügen zu erkunden. |
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Beim Besuch von Florenz
wählten wir als Ausgangspunkt für den Stadtrundgang die
Piazza Michelangelo auf der Anhöhe San Miato mit tollem Blick
über diese Stadt und ihren zahlreichen Kirchen und Kathedralen.
Nicht umsonst wird Florenz das "Rom des Nordens von Italien"
genannt. Über
die Ponte Vecchio - wie der Name bereits verdeutlicht, die älteste
Brücke der Stadt - kamen wir in die Altstadt. Auf dieser 1345
erbauten Brücke waren anfangs Metzger und Handwerker ansässig,
die ihren Müll einfach in den Arno warfen. Der störende
Geruch veranlasste einen ansäßigen Großherzog, in
den Gebäuden Goldschmieden unterzubringen, deren Schaufenster
noch heute diese Brücke krönen.
Nur wenige Meter entfernt befindet sich die wohl berühmteste
Kunstgalerie der Welt: die Galerie der Uffizien, die zwischen 1560
und 1574 errichtet wurde. Die größte und wichtigste Kirche
der Stadt ist der gotische Dom "Basilica di San Croce",
wo sich auch die Grabmäler von Michelangelo, Galileo und Macchiavelli
befinden. Natürlich beeindruckte uns auch der große Markt
von Florenz, auf dem man neben allerlei Kitsch auch Dinge des täglichen
Lebens erstehen kann. In den engen Gassen ist es nie ruhig, lautstark
versuchen die Händler ihre Ware feilzubieten. Dazu kommen noch
die uns seltenen Gerüche und Düfte des Südens, sodaß
bei uns immer mehr "Italien-Feeling" aufkam. |
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Fahrerisch interessant
wurde dann der Ausflug nach Siena, Volterra und San Giminiano. Wir
fuhren durch die liebliche, hügelige Weinbau-Gegend, die Straße
schlängelte sich recht kurvenreich dahin. Wir waren hin und hergerissen
zwischen Fahrgenuß und Landschaftseindrücken. Sogar Goethe
befand während seiner Italienreise in der Umgebung von Siena,
dass die Kutsche viel zu schnell sei, um die Schönheit dieser
herrlichen Landschaft genießen zu können.
Etwa
40 km vor Siena lag Volterra auf einer rund 550 Meter hohen Hügelplattform,
zurückgehend bis zur Zeit der Etrusker, die eine - noch heute
existente - 7 km lange, eindrucksvolle Ringmauer um die Stadt bauten.
Die Etrusker waren ein antikes Volk, das im nördlichen Mittelitalien
lebte und nach der Eroberung durch die Römer im Römischen
Reich aufgingen. Volterra gilt mit seinem spektakulären landschaftlichen
Umfeld als eine der schönsten Städte der Toskana. Im Gegensatz
zum nahe gelegenen San Gimignano hat es trotz des touristischen Interesses
seine Originalität nach wie vor bewahrt.
San Gimignano wurde ebenfalls von den Etruskern auf einem Hügel
erbaut. Wegen seiner zahlreichen Kirchen- und Wehrtürme wird
es auch die "Stadt der 1000 Türme" genannt. Obwohl
es bei der Anfahrt aus der Ferne eher an die Skyline von Manhattan
erinnert. Mittelpunkt der Stadt ist die Piazza della Cisterna mit
einen schönen kleinen Brunnen, umgeben von mittelalterlichen
Palästen. |
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Kurz vor Siena erwischte
uns ein kräftiger Hagelschauer, just an einer Stelle der Stadteinfahrt,
wo weder ein Anhalten geschweige ein Unterstellen möglich gewesen
wäre. Im
Nu waren wir klatschnaß. Aber wer fährt denn bei 30°
C auch mit regendichter Kleidung weg? Die Stadt Siena selber wurde
auf drei Hügeln zwischen den Flüssen Elsa und Arbia erbaut.
Im Zentrum befindet sich die bekannte Piazza del Campo, dort wo zweimal
im Jahr das historische Pferderennen mit dem Namen Palio stattfindet.
Die Pferde werden von den sogenannten Fantini (ausgewählte junge
Burschen der 17 Contrades = Stadtteile) geritten. Da nur 10 Contrades
startberechtigt sind, werden bei den Qualifikationsbewerben alle nur
denkbaren Tricks ausgenutzt, um beim Hauptrennen startberechtigt zu
sein. |
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Leider war dieses
Hagelgewitter der Vorbote eines nahenden "Genua-Tiefs",
weshalb wir auf Anraten unserer Hotelvermieter sofort die Zelte abbrachen
und südwärts fuhren, weil dort das Wetter besser sein sollte.
Dies war für unsere Hoteliers zwar nicht geschäftsfördernd,
aber dafür ehrlich gemeint. Trotz strömenden Regens am nächsten
Morgen brachen wir auf und wurden etwas unterhalb von Grossetto bereits
belohnt. Schon in Ortobello auf der Halbinsel Monte Argentario blitzte
die Sonne wieder durch.
Nach
einer Kaffeepause und dem Entledigen der Regenkleidung starteten wir
eine Rundfahrt um diese Halbinsel. Doch irgendetwas war uns bei der
Planung der Fahrt um die Halbinsel entgangen. Denn plötzlich
waren wir offroad unterwegs. Und ausser Andrea mit ihrer Honda Transalp
waren wir ausschließlich auf hubraumgrossen Straßenboliden
unterwegs. Irgendwann musste Gerhard mit seiner Goldwing aufgeben
und umkehren, Robert auf der 1250 Bandit begleitete ihn. Ich hievte
meine 1200er Bandit weiter über diese holprige Piste, nur Andrea
hatte ihre Freude. Im Nachhinein war es natürlich ein fahrerisches
Highlight. Aber in dem Moment, wo man mit einer aufgepackten schweren
1200er oder gar 1500er gerade über Stock und Stein holpert, sieht
man das natürlich ein bißchen anders. |
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Über Vetrella
und Bassano Romano kamen wir zum Lago di Bracciano rund 30 km vor
den Toren Roms, wo wir uns etwas ausserhalb von Trevignano auch niederliessen.
Von dort aus wollten wir die "Ewige Stadt" mit öffentlichen
Verkehrsmitteln besuchen. Was auch vorzüglich klappte, denn die
S-Bahn fuhr von dort direkt bis zum Petersdom - also mitten in das
Herz dieser Stadt. Unser Hotelier chauffierte uns gar zum 7 km entfernten
Bahnhof. Leider verlor ich die Visitenkarte des Hotels in Rom, was
uns noch ordentlich in die Bredouille bringen sollte. Ich komme noch
darauf zurück.
Petersdom
ist die im deutschen Sprachraum übliche Bezeichnung für
die Peterskirche in Rom. Um 324 ließ Konstantin der Große
den Dom über dem vermuteten Grab des Apostels Simon Petrus errichten.
Der Petersdom ist die größte, aber nicht die ranghöchste
der vier Basiliken in Rom, zugleich aber das Zentrum der Vatikanstadt
und somit des Papstsitzes. Der Petersdom fasst 60.000 Personen und
ist mit einer überbauten Fläche von 15.000 Quadratmetern
eine der größten Kirchen der Welt. Da der Papst im Vatikan
lebt und auch dort wirkt, wurde der Petersdom zur wichtigsten Pilgerstätte
des Christentums.
Unmittelbar vor dem Petersdom befindet sich der 240 m breite Petersplatz,
auf dem sich bei öffentlichen Auftritten des Papstes hunderttausende
gläubige Christen versammeln. In der Mitte des Platzes steht
ein Obelisk, der aus dem Circus des Caligula und Nero stammt. In diesem
soll Petrus hingerichtet worden sein. Im Fuße des Obelisken
befindet sich lt. Überlieferung Caesars Asche, in seiner Spitze
ein Teil des Kreuzes von Jesus. Der original ägyptische Obelisk
hat ein geschätztes Gewicht von 322 t und steht auf einem Fundament
mit vier Bronzelöwen. Seine Aufrichtung auf dem Petersplatz muss
eine technische Meisterleistung dieser Zeit gewesen sein. |
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Fast alle Sehenswürdigkeiten
von Rom befinden sich im Zentrum der Stadt, sind also leicht im Zuge
eines Rundganges zu Fuß zu erreichen. Wir haben mit unserem
GPS einen exakten Gehweg von 14,3 km errechnet. Bereits in Sichtweite
des Petersdomes steht die Engelsburg direkt am Ufer des Tiber. Sie
wurde ursprünglich als Mausoleum für Kaiser Hadrian und
seine Nachfolger errichtet und später von verschiedenen Päpsten
zur Burg umgebaut. Ab dem 10. Jahrhundert diente die Engelsburg den
Päpsten auch als Zuflucht. Ein etwa 800 m langer Gang verbindet
die Engelsburg mit dem Palast des Papstes im Vatikan. Über die
sogenannte Engelsbrücke spazierten wir weiter zum Pantheon.
Bei dem noch heute zu sehenden, als Pantheon bekannten Bau, handelt
es sich um den Nachfolger eines den Planetengöttern Mars und
Venus geweihten Tempels aus dem Jahr 27 v.Chr., der im Jahr 609 eine
katholische Kirche wurde. Das Hauptgebäude des Pantheons ist
ein überwölbter Rundbau von ca. 43 m Durchmesser mit einer
9 m breiten Öffnung. Damit gehört das Pantheon zu den ältesten
antiken - vor allem aber vollständig erhaltenen - Betonbauwerken
der Welt. Es dient auch zahlreichen Adeligen als letzte Ruhestätte,
u.a. dem letzten italienischen König Viktor Emanuel III. und
seiner Gattin.
Immer
wieder unterbrochen von kurzen Pausen gingen wir weiter zum grossen
Kriegerdenkmal des Königs Viktor Emanuel II. auf der Piazza Veneziana.
Das 70 m hohe Ehrenmal ließ besagter König 1871 zu Ehren
der gewonnenen Einheit Italiens errichten. Heute beinhaltet es eine
Militärmuseum und eine Grabmal "des unbekannten Soldaten".
Von dort oben hat man bereits einen guten Blick auf das Forum Romanum
und dem dahinter liegenden Kolosseum, einem der Wahrzeichen Roms.
An der Stelle des Forum Romanum befand sich bis zum 6. Jahrhundert
v. Chr. eine sumpfige Ebene, die trocken gelegt wurde und auf der
um 490 v. Chr. zwei Tempel erbaut wurden, die den Göttern Saturn
und Castor gewidmet waren. Darauf entwickelte sich das Forum schnell
zum Zentrum der damals jungen Stadt. Unter den folgenden Herrschern
wurde das Forum Mittelpunkt der Stadt Rom mit prächtigen religiösen
und politischen Zeremonien. Noch heute sind der Titusbogen (er diente
Napoleon später als Vorbild zum Arc de Triomphe), der Concordiatempel
oder der guterhaltene Tempel des Pius und der Antonia in ihren ehemaligen
Ausmaßen gut zu erkennen.
Wir hatten uns von den Eindrücken des Forum Romanum noch nicht
einmal erholt, als das 80 v. Chr. erbaute, imposant wirkende Kolosseum
vor uns stand. Mit 156 m Breite und 188 m Länge ist es auch das
größte im antiken Rom erbauten Amphitheater und der größte
geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Die eliptische
Form sollte verhindern, dass Gladiatoren, zum Tode Verurteilte oder
gejagte Tiere in einer Ecke Schutz suchen konnten. Auf dem Obergeschoss
wurden Mastbäume befestigt, an denen ein riesiges, schattenspendendes
Sonnensegel aufgezogen werden konnte. Nach seiner Fertigstellung wurde
es mit hunderttägigen Spielen eröffnet, unter anderem mit
Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen, bei denen angeblich 5000 Tiere
in der Arena getötet wurden. Die 60.000 Zuschauer konnten durch
über 80 Eingänge in die Arena gelangen. Vier davon waren
privilegierten Gästen wie dem Kaiser, Senatoren und hohen Staatsbeamten
vorbehalten. Damit war es möglich, das Kolosseum in 15 Minuten
mit Zuschauern zu füllen und es in nur fünf Minuten auch
wieder zu leeren. Als Arena war das Kolosseum rund 400 Jahre in Betrieb.
Über die Via delle Corsi kamen wir dann zum Trevi-Brunnen, mit
rund 26 Metern Höhe und 50 Metern Breite der größte
Brunnen Roms und einer der bekanntesten der Welt. Er wurde zwischen
1732 und 1762 nach einem Entwurf von Nicola Salvi erbaut. Ein Volksglaube
sagt, dass es Glück bringe, Münzen mit der linken Hand über
die rechte Schulter in den Brunnen zu werfen. Durch eine der bekanntesten
Szenen der Filmgeschichte, die nicht unwesentlich zur Beliebtheit
des Brunnens bei Touristen beigetragen hat, zählt eine Szene
in Fellinis Kinofilm "La Dolce Vita" (Das süße
Leben) aus dem Jahr 1960, wo Anita Ekberg zusammen mit Marcello Mastroianni
im Brunnen ein nächtliches Bad nimmt.
Unseren zunehmend müder werdenden Füssen tat es ganz gut,
dass sich die Spanische Treppe am gleichnamigen Platz keine 500 m
Luftlinie vom Trevi-Brunnen entfernt befand. Die Piazza Spagna vor
der Kirche Santa Trinita dei Monti bezog ihre Bedeutung vor allem
von der spanischen Botschaft, die hier ihren Sitz hatte. Der Platz
vor der spanischen Botschaft war gar spanisches Hoheitsgebiet. Neben
den Päpsten hatten vor allem die französischen Könige
ein grosses Interesse, die Kirche Santa Trinita in der wichtigsten
Stadt des Christentums mit diesem Platz durch eine Treppe zu verbinden.
Beträchtliche Geldsummen wurden von Ludwig XII. zur Verfügung
gestellt, aber es dauerte bis zum Sonnenkönig Ludwig XIV. im
Jahr 1721, ehe die Treppe nach Entwürfen von Francesco de Sanctis
fertig gestellt war. Die Treppe sollte eigentlich ein französisches
Denkmal werden, was sich aber nicht mit dem Machtanspruch des Papstes
verbinden ließ, weshalb sie eher in antikem römischen Stil
gehalten wurde. Der sich am unteren Ende der Treppe befindende - wie
ein Kahn aussehende - Brunnen von Pietro Bernini soll an eine Tiberüberschwemmung
an den Weihnachtstagen des Jahres 1598 erinnern, als ein Boot bis
hierher geschwemmt und beim Zurückweichen der Flut liegen geblieben
sein soll.
Auf dem Rückweg zum Vatikan kamen wir noch an der Piazza de Popolo
- dem Volksplatz - vorbei, wo zu den Zeiten des antiken Rom deren
wohl berühmteste Verkehrsverbindung - die Via Appia - am rückseitig
des Platzes gelegenen Tor (Porto del Popolo) ihren Ausgang nahm. Umgekehrt
bekam jeder Besucher der Stadt gleich nach dem Betreten dieses Platzes
über die Via Appia kommend einen ersten Eindruck von den für
diese Zeit gigantischen Ausmassen der römischen Metropole. Die
beiden Zwillingskirchen Santa Maria die Miraculi und du Mte. Santo
kamen erst 1809 dazu.
Um Rom noch etwas in Abendstimmung geniessen zu können, beschlossen
wir erst gegen 21 Uhr zurück ins Hotel zu fahren. Doch plötzlich
hatte sich das Glück gegen uns verschworen. Zuerst fuhr uns der
Zug vor der Nase davon, weshalb wir 45 Minuten auf den nächsten
warten mussten. Während der Rückfahrt kam ich dahinter,
dass ich wie bereits erwähnt die Visitenkarte des Hotels verloren
hatte. Nachdem wir am Vortag erst im Dunkeln angekommen waren, hatte
sich keiner den Namen des Hotels eingeprägt. Obendrein verließen
wir uns gegenseitig aufeinander, dass jeder sicher wüsste wo
wir wohnen würden. Zudem glaubten wir im Nachbarort Bracciano
und nicht in Trevignano zu residieren. Und zu guter Letzt stand auch
kein Taxi an unserer Haltestelle in Aguillara/Trevignano zur Verfügung!
Unser Hotelbesitzer wusste somit nicht, wann wir abzuholen seien.
Wir baten in einem nahen Lokal um Hilfe, wo ein Taxi aber erst aus
Bracciano angefordert werden musste. Nach langem italienisch/englisch/deutschem
Kauderwelsch kamen wir dahinter, dass wir eigentlich doch im Raum
Trevignano wohnten und nicht wie angenommen in Bracciano. Und dass
unser Hotel Il Casale hiesse. Mit diesem organisierten Taxi kamen
wir erst gegen Mitternacht heim, die Hotelleitung war wegen uns schon
in Sorge. Aber es zeigte sich auch, wie freundlich und hilfsbereit
die italienische Bevölkerung sein kann. |
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Nach dem Besuch von
Rom wollten wir den "Stiefel" in voller Breite queren, um
auf die Adria-Seite zu gelangen. Dabei
mussten wir die Abruzzen überqueren. Gleich der Passo di Torminilli
mit über 2.200 Metern erweckte heimatliche Gefühle in uns.
Enge Kehren wechselten sich mit langen, schnellen Kurvenpassagen ab,
wir fühlten uns wie in den Alpen. Manchmal ähnelte die Landschaft
auch den französischen Seealpen, besonders oberhalb der Baumgrenze.
Bei der Überquerung des Pso. di Colombo pausierten wir im Dorf
Leonissa. Das war so ein typisches, altes italienisches Dorf, wo die
Zeit vor 40 Jahren stehen geblieben zu schien. Wären da nicht
die modernen Autos gewesen. Aber auf dem Dorfplatz standen die alten
Männer, tranken ihren Espresso und spielten in aller Ruhe das
Kugelspiel Bocchia. Zeit hat in dieser Region tatsächlich eine
andere Dimension. Besonders markant waren auch die vielen Dörfer,
die ähnlich den Meteorafelsen hoch oben auf den typischen Tuffsteinfelsen
klebten. Gegen
Abend erreichten wir Campotosto am gleichnamigen See auf 1400 m Seehöhe
im Nationalpark Gran Sasso in den Zentralabruzzen, einer der höchsten
Regionen in den Bergen Mittelitaliens mit Höhen um 2500 m.
Nach einer regnerischen Nacht erwartete uns ein strahlend blauer Himmel
am Morgen, aber auch Morgennebel über dem See und Schnee auf
den Bergspitzen! Es hatte nur ganz wenige Plusgrade und Rauhreif lag
über den Maschinen. Wir fuhren dann weiter in nördlicher
Richtung und kamen in weiterer Folge in die Provinz Umbrien. Die Berge
wurden nun wieder etwas flacher, nur die Kurven blieben. Aber dieser
Umstand läßt sowieso jedes Bikerherz höher schlagen.
In Loreto besuchten wir das gleichnamige Kloster, ehe es in die Provinz
Marche ging. |
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Einer der wichtigsten
Orte in der Marche ist Assisi. Berühmt ist Assisi heute hauptsächlich
als Geburtsort des Hl. Franz von Assisi, dem Gründer des Franziskaner-
oder Minoriten-Ordens sowie der Hl. Klara, der Gründerin des
Klarissenordens. Der
Ort wurde bereits von den Römern auf einem Felsrücken des
Monte Subasio errichtet. Aus dieser Zeit finden sich heute noch die
Stadtmauern, ein Amphitheater und der Tempel der Minerva, der später
in die Kirche Santa Maria sopra Minerva umgebaut wurde. Im Jahre 1182
wurde der berühmteste Sohn der Stadt, der später heiliggesprochene
Franz von Assisi, hier geboren. Somit ist Assisi ein ganz bedeutender
Pilgerort des Christentums. Durch die wunderschöne Marche-Schlucht
Sentino kamen wir bei Pesaro hinaus an die Adria.
Von dort ist es nicht weit hinauf nach San Marino. Obwohl im Kleinstaat
als Zollfreizone alles mögliche inkl. Benzin deutlich billiger
ist als in Italien, fand ich ihn nicht besonders sehenswert. Mir waren
dort zu viele Touristen, alles war nur auf Tourismus ausgerichtet.
Selbst die grandiose Rundsicht konnte mich nicht umstimmen. |
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Mit Riesenschritten
näherten wir uns fortan entlang der Adriaküste unserer Heimat,
aber ein ganz besonderes Highlight wollten wir uns zuvor nicht entgehen
lassen. Dazu mussten wir allerdings durch Maestre, wo rund um den
Hafenbereich der absolute Megastau herrschte. Die LKW´s standen
gar zweispurig! Und jeder, der Maestre schon durchfahren musste, weiss
wovon ich hier spreche. Das ist der totale Verkehrs-Super-GAU! In
Jesolo schlugen wir ein letztes Mal unsere Zelte auf. Denn wir fuhren
mit der Fähre nach Venedig, die entsprechende Anlegestelle Punta
Sabiano lag etwas ausserhalb von Jesolo.
Die
"schwimmende" Stadt erstreckt sich im Nordosten Italiens
entlang der Adria über 117 kleine Inseln in einer Lagune, die
mit über 400 Brücken untereinander verbunden sind. Die Fähre
brachte uns exakt ins Zentrum von Venedig zum Markusplatz mit dem
Dogenpalast und dem Campanile. Im Dogenpalast regierten einst die
- wie der Name schon sagt - Dogen. Das waren kirchliche und weltliche
Fürsten in einem, ganz ähnlich den früheren Erzbischöfen
in meiner Heimat Salzburg. Im Palast wohnten die Dogen nicht nur,
sondern sie regierten auch darin. Hier wurden Gesetze gemacht und
Recht gesprochen. Vom Gerichtssaal ging es direkt in den nebenean
gelegenen und nur durch einen schmalen Kanal getrennten Kerker.
Daher nennt sich auch eine der bekanntesten Brücken Venedigs
Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri), weil sie die Staatsgefängnisse
mit dem Dogenpalast verbindet. Der Überlieferung nach seufzten
die Verurteilten beim Überqueren der Brücke, denn die Richter
dürften früher nicht zimperlich gewesen sein. Es gab nur
zwei Alternativen: ein Leben in Ketten in den dunklen Kammern des
Verlieses oder ein Leben in Ketten an Bord eines venezianischen Schiffes.
Durch
kleine, enge und verwinkelte Gassen spazierten wir dann durch die
Stadt, mussten immer wieder grössere oder kleinere Brücken
überqueren. Und bemerkten dabei ein paar Mißstände,
die in keinem Reiseführer, auf keinem Stadtplan Venedigs zu finden
sind. Die kleinen Nebenkanäle stinken nämlich erbärmlich,
permanent hängt ein Mief in der Luft, der nicht an Meer oder
Seeluft erinnert, sondern an stinkenden Fisch oder Kloake.
Irgendwann kamen wir zur großen Rialtobrücke am Canale
Grande. Und die Dominanz des Wasserverkehrs ist besonders augenfällig
auf dem Canale Grande. Vor allem um die Rialtobrücke, wo sich
bis heute der Markt befindet. Am Kanal ballen sich die repräsentativen
Palastbauten des Stadtadels, die das Bild der Stadt bis heute stark
geprägt haben. Nur drei Brücken überspannen neben der
Rialto-Brücke den Canale Grande, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts
sogar die einzige war.
Bedingt durch die vielen Kanäle sieht man in der ganzen Stadt
(bis auf ein paar wenige befahrbare Stellen) keine Autos. Das bekannteste
Verkehrsmittel Venedigs ist zweifelsfrei die Gondel, die allerdings
fast nur noch dem Tourismus dient und deren Benützung obendrein
unverschämt teuer ist. Für den öffentlichen Personennahverkehr
gibt es die Vaporetti (Wasserbusse), Wassertaxis (Motorboote) und
ausschließlich auf dem Kanal die Fährgondeln (Traghetti).
Sie überqueren an acht Stellen den Canal Grande und bringen ihre
Fahrgäste stehend von der einen Uferseite auf die andere. Dieser
Pendeldienst ist sehr nützlich, da wie bereits erwähnt nur
vier Brücken über den Canale Grande führen.
Für Motorboote ist eine Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben,
die in der Regel respektiert wird. Es gibt in Venedig mehrere 1000
private Motorboote, die Denkmalschützer am liebsten verbieten
würden, weil sie mit ihrem Wellenschlag die Substanz der Häuser
zusätzlich gefährden.
Nachdem wir am anderen Ende der Lagunenstadt am Bahnhof angelangt
waren, fuhren wir mit einem Vaporetti zurück zum Markusplatz
und mit der Fähre wieder nach Jesolo. |
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Dank moderner mobiler
Telekommunikation wussten wir schon, was uns bei der Rückfahrt
nach Österreich erwarten würde: Eiseskälte! Und mit
jedem Meter nordwärts kroch die Kälte mehr in uns. Ab Udine
in den Karnischen Alpen kühlte es für uns erstmals rapide
ab, steigerte sich massiv im Kärntner Drautal, während ein
wärmendes Kleidungsstück nach dem anderen aus Seitenkoffern
oder Topcase wanderte. Auf dem Radstädter Tauern lag der Schnee
schon bis an den Straßenrand, dabei war erst Mitte September!
60 Kilometer später hatte das Frieren ein Ende und uns die Heimat
wieder. Ein weiteres Kapitel in meiner bisher endlosen Story "Motorradreisen"
hatte vorerst ein Ende. Ein Happy-End, denn weder Fahrer noch Maschinen
hatten mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen. |
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© Peter Winklmair |
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REISEINFORMATIONEN |
Reisezeit: |
Für Italien gibt es keine spezielle Reisezeit,
da es eigentlich ganzjährig mit moderaten, sprich milden, mediterranen
Temperaturen gesegnet ist. Ein milder März kann genauso attraktiv
sein, wie ein herbstlicher Novembertag.
Vermeiden sollte man jedoch die Schulferienzeit, ganz besonders den
Ferragosta im August. Man hat das Gefühl ganz Italien sei unterwegs.
Sogar auf Campingplätzen findet man kein Plätzchen! |
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Formalitäten: |
In den Zeiten einer grenzenlosen EU sollte man dennoch
immer Papiere bei sich führen (Ausweispflicht!). |
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Währung: |
Das früher lästige Geldwechseln ist vollkommen
entfallen, man bezahlt mit Euro. |
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Verkehrshinweise: |
Geschwindigkeit innerorts 50 km/h, auf Landstraßen
90 km/h und auf Autobahnen 130 km/h
Die Italiener nehmen es mit der Überwachung nicht so genau wie
in Deutschland oder Österreich, bei Unfällen hat man aber
bei vorangegangenen Verkehrsübertretungen den Schwarzen Peter!
Gurtenpflicht und Licht am Tag sind Pflicht in Italien, genau wie
eine grellfarbene Pannenweste. |
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Kulinarisches: |
Noch groß über Italiens Küche zu
reden, hieße Eulen nach Athen tragen. Dennoch gibt es ein paar
herausragende Spezialitäten. Dazu gehört unumstritten die
Bistecca Fiorentina, ein Beefsteak vom weißen Rind aus dem Chiana-Tal.
Auch der Bratspieß Triglie alla Livornese ist eine Mahlzeit,
die es speziell in der Toskana gibt. Allgemein ist die toskanische
Küche aber eher bäuerlich, leicht und fettarm, aber unbedingt
mit Olivenöl versehen! Nudeln sind in ganz Italien anzutreffen,
bei uns am bekanntesten sind die Spaghetti Bolognese, auch Pasta Ascuttia
genannt. Man sollte sich jedoch wirklich einmal die Mühe geben
und eine der vielen Nudelvariationen ausprobieren. Eine weitere typische
italienische Speise ist die Pizza, die es ebenfalls in unzähligen
Kompositionen gibt.
Man sollte sich jedoch die Zeit nehmen und Italiens Weine kosten,
zumal das "bierra" sehr teuer werden kann. Ein erlesener
Rotwein ist der Barolo, hingegen ist der Arneis, ein frischer Weißer,
bei uns nahezu unbekannt.
Als Dessert kommt in Italien wahrscheinlich nur das Eis (Gelato) in
Frage. Nirgends auf der Welt gibt es so gutes und variantenreiches
Speiseeis wie in Italien. Dazu einen Espresso oder Cappuccino und
der Urlaubstag ist perfekt. Auf alle Fälle sollte man sich nach
dem Aufenthalt in einem Restaurant eine Rechnung geben lassen, die
Steuerbehörde überprüft des öfteren die Lokale
und verlangt von den Gästen die Rechnung. Wir wurden zwar nie
kontrolliert, hätten aber auch immer eine Rechnung vorweisen
können. Achtung! In Italien wird das Gedeck (Cuberto) separat
in Rechnung gestellt. Dies kann bis zu 2,- Euro betragen. Manchmal
findet sich auch ein 10%iger Service-Betrag auf der Rechnung, der
als einkalkuliertes Trinkgeld zu verstehen ist. |
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Treibstoffversorgung: |
Ist in Italien immer problemlos und flächendeckend
gesichert. Es kann jedoch vorkommen, daß in den Mittagsstunden
die Tankstellen in kleinen Orten geschlossen haben. Benzin war in
Italien schon immer teurer als in Resteuropa. |
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Unterkünfte: |
In ganz Italien gibt es nahezu flächendeckend
Campingplätze, Hotels, Pensionen und Alberghos in allen Kategorien
und Preisklassen. Außerhalb der Saison (wie wir es waren) findet
man schnell eine Unterkunft, aber in der Ferienzeit sollte man fast
im Voraus buchen. |
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Geschichtliches: |
Toskana: Die Etrusker waren ein antikes Volk, das im nördlichen
Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und
Latium zwischen 800 und 100 v. Chr. lebte. Die Etrusker gingen nach
der Eroberung durch die Römer (300 bis 90 v. Chr.) im Römischen
Reich auf. Unter Karl dem Großen wurde der Name Tuscia oder
Toscana auf die Tuscia Regni eingeengt.
Der Konflikt zwischen Kaisern und Kirche (Papst) ermöglichte
es den größeren Städten der Toskana, allmählich
ihre Unabhängigkeit zu gewinnen. Die wichtigsten dieser toskanischen
Republiken waren Florenz, Pisa, Siena, Arezzo, Pistoia und Lucca.
Die florentinische Republik eroberte im 15. Jahrhundert wichtige
toskanische Städte und wurde innerhalb der Toskana und Italiens
immer dominanter. Nach dem Kongreß von Wien im Jahr 1819,
wo Europa nach den Napoleonischen Feldzügen komplett neu aufgeteilt
wurde, kamen große Teile der Lombardei, des Piemont und auch
der Toskana bis Venedig zum Großreich der Habsburger. Erst
nach der Schlacht von Solferino 1848 erfolgte eine Eingliederung
in das Königreich von Italien.
Rom: Die nicht zuletzt wegen ihrer Rolle in der Antike als
Hauptstadt des römischen Reichs auch als "ewige Stadt"
bezeichnete Metropole ist seit 1871 die Hauptstadt des vereinigten
Italiens und hat 3,3 Millionen Einwohner. Der Überliefung nach
wurde die Stadt von Romulus gegründet. Romulus brachte demnach
später seinen Zwillingsbruder Remus um, als sich dieser über
eine errichtete Stadtmauer belustigte. Zu Beginn seiner Geschichte
war Rom ein Königreich, dennoch expandierte die Stadt ständig.
Im 1. Jahrhundert v. Chr. war Rom wohl bereits eine Millionenstadt
und sowohl geographisches als auch politisches Zentrum des römischen
Reiches. Das 1. und 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung wird vielfach
als Höhepunkt des römischen Reiches angesehen. Nach dem
formellen Untergang des Weströmischen Reiches im Jahr 476 wurden
bekannte städtische Einrichtungen wie die Diokletiansthermen
und das Kolosseum weiter unterhalten und trotz sinkender Einwohnerzahlen
bestand im Grunde das zuvor antike Leben fort. Bis auf eine kurzzeitge
Ausnahme - als die Päpste im französischen Avignon residierten
- konnte Rom alleine durch die Anwesenheit des jeweiligen Papstes
und somit als Zentrum der katholischen Kirche seine Bedeutung in
mittelalterlichen Europa beibehalten. Nach dem Ende des Kirchenstaates
wurde Rom 1871 die Hauptstadt des neuen Königreiches Italien.
Erst unter Mussolini wurden die Differenzen zwischen Staat und Kirche
durch die Lateranverträge mit dem Heiligen Stuhl 1929 beendet
und der unabhängige Staat Vatikan begründet. Die Erneuerung
der Stadt stellt die Römer imn der Jetztzeit oft vor große
Probleme, weil die Zerstörung archäologischer Reste befürchtet
wird.
Venedig: Die Lagune von Venedig war schon in vorrömischer
Zeit bewohnt. Zu den frühen Siedlern auf den verstreuten Inseln
kamen Flüchtlinge, die sich vor der Invasion der Hunnen in
Sicherheit brachten. Die vor den Hunnen Flüchtenden sollen
sich mit der Losung "Veni etiam" (etwa: "Auch ich
bin (hierher) gekommen") gegrüßt haben. Aus dieser
Losung soll der Name Venetia (Venedig) entstanden sein. Den Lagunenorten
von Venetia gelang es, ihre Selbstständigkeit sowohl dem Fränkischen,
dem Heiligen Römischen Reich als auch dem Byzanthinischen Reich
gegenüber zu bewahren. Die Venezier stiegen damit zur mächtigsten
Seemacht im gesamten Mittelmeer auf. 828 wurden die Gebeine des
Evangelisten Markus nach Venedig gebracht. Zu Ehren des Apostels
veranlasste der damalige Doge den Bau des Markusdoms (San Marco).
Im Zuge der ersten Kreuzzüge und bedingt durch diverse Handelsprivilegien
nahmen die Feindseligkeiten zwischen Venezianern und Byzantinern
zu. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 musste Venedig seine Positionen
im östlichen Mittelmeer nach und nach den Osmanen überlassen.
Seine Bedeutung nahm auch in Folge der Entdeckung Amerikas durch
Christoph Kolumbus immer mehr ab. Der Welthandelsverkehr auf dem
Atlantik wurde zunehmend von den Spaniern, den Portugiesen und später
von den Engländern abgewickelt. Venedig eroberte deswegen nach
und nach das Festland, die so genannte Terraferma, und herrschte
am Ende des 15. Jahrhunderts über das heutige Venetien, über
Friaul und einen großen Teil der Lombardei. Gründe für
die Machtausdehnung auf dem Festland waren die Konkurrenz der Türken
auf dem Wasser und die wachsende Bedeutung der Handelswege über
die Alpen nach Mittel- und Nordeuropa. 1797 verlor die Adelsrepublik
durch Napoléon Bonaparte ihre Selbstständigkeit und
wurde bis 1848 zuerst an Frankreich und nach dem Wiener Kongreß
an Österreich gegliedert. Im Revolutionsjahr 1848 wurde eine
Republik in Venedig ausgerufen, die über ein Jahr ihre Unabhängigkeit
von Österreich behaupten konnte. Obwohl Österreich in
der Schlacht von Solferino verlor und große Teile des Piemont,
der Toskana und Lombardei an Italien abtreten musste, wurde 1849
wurde die Stadtrepublik von österreichischen Truppen blutig
erobert. Der Belagerungszustand wurde erst 1854 aufgehoben, 1866
kam Venedig endgültig zum Königreich Italien.
Berühmtester Sohn von Venedig ist ohne Zweifel der Kaufmann
Marco Polo, der mit seinen Asienreisen Märkte erschloß,
die anderen Handelsstädten in Europa verschlossen blieben.
Wichtige Waren und Luxusgüter aus Asien und Afrika wie Seide,
Felle, Elfenbein, Gewürze, Färbemittel und Parfüme
wurden zu Wasser über die venezianischen Häfen umgeschlagen.
Zu Lande kamen die Karawanen aus Asien bis in das Byzanthinische
Reich, von wo sie nach Venedig eingeschifft wurden.
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Kartenmaterial und Nachweise: |
Kümmerle & Frey Toskana 1:200.000, Freytag
& Bernd Umbrien/Marche 1:200.000
ADAC Italien 1:500.000
Baedekers Rom-Reiseführer, "Individuell reisen" in
der Toskana und in der Marche vom DuMont-Verlag. |
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© Peter Winklmair |
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