Kurven & Kultur in Italien 2008
Was tut man nach einem durchwachsenen Sommer, der keine durchgehend längeren Schönwetterphasen hatte und der jährliche Urlaubsanspruch auch immer kleiner wurde? Man sattelt das Motorrad, richtet den Blick gen Süden und hat die Möglichkeit in nur 10 Tagen ein Höchstmaß an Kultur geniessen zu können. Wobei der Kurvenspaß auch nicht zu kurz kommt. Die Rede ist von Italien, dem wohl beliebtesten Urlaubsziel der Mitteleuropäer. Und meine ClubkollegInnen Robert, Gerhard und Andrea sollten mich begleiten.
© Autor, Fotos und Text: Peter Winklmair
 
Pso. San BaldoObwohl es jeder der einzelnen Südtiroler Berge verdient hätte erwähnt zu werden, durchfuhren wir diesen Teil der italienischen Alpen möglichst rasch in einem Zug. Schließlich stammen wir aus dem österreichischen Salzburg, von wo man sogar Tagesausflüge in die Dolomiten unternehmen kann. Dort ist eigentlich unsere zweite Motorrad-Heimat. Aber wir wollten ja auf schnellstem Weg in den Süden.
Doch in der Po-Ebene hatten wir ein besonders auserkorenes Ziel. Exakt in einer Gegend, die von den unzähligen Touristen bei der Durchreise in den Süden des Landes nahezu ignoriert wird. Es handelt sich dabei um das kleine Dorf Brescello am Ufer einer Po-Windung. Und genau in diesem Dorf wurden in den 50er Jahren die noch heute beliebten Don-Camillo-Filme nach den Büchern von Giovanni Guareschi gedreht. In diesen Filmen wird die Hauptfigur Don Camillo, Pfarrer des kleinen Ortes Cattori, vom französischen Schauspieler Fernandel gespielt. Gino Cervi spielte den kommunistischen Bürgermeister Peppone des Ortes. BrescelloDie beiden stritten als ewige Widersacher, hatten jedoch bei allen Gegensätzen stets das Wohl ihres Dörfchens im Auge und verbrüderten sich unerwartet oft gegen die äußeren Umstände. Und noch heute sind die Bewohner des kleinen Dorfes stolz darauf, einst Drehort dieser Filme gewesen zu sein. Lebensgrosse Statuen der Hauptdarsteller auf dem Kirchenvorplatz, sowie ein Café Don Camillo erinnern noch daran. Leider wurde zum Zeitpunkt unseres Besuches die Kirchenfassade sowie der Vorplatz renoviert, wodurch meines Erachtens einiges vom ursprünglichen Erscheinungsbild verloren gehen wird.
 
Über den Appeninpaß Pso. delle Cisa kamen wir schließlich in eine der geschichtsträchtigsten Regionen der Toskana - nach Carrara. CarraraCarrara, Synonym für den Marmor, befindet sich zirca 8 km vom Meer entfernt in den Apuanischen Alpen. Der Name Carrara stammt aus dem Römischen Kar, was soviel wie Stein bedeutet. Carrara-Marmor wurde nicht nur für den Bau der wichtigsten Monumente in Rom genutzt, sondern findet sich auch in zahlreichen historischen Bauwerken in ganz Europa. Bereits 200 v.Chr. wurde in den Steinbrüchen rund um Carrara mit dem Abbau begonnen, als Arbeitskräfte dienten zumeist Sklaven. Wir besuchten das ehemalige Bergarbeiterdorf Colonnata inmitten der Berge, welches seine Urtümlichkeit am besten erhalten hat.
 
Unser Weg weiter nach Pisa ging in eine wahre Tortur über, weil wir anstatt einer Autobahn die Bundesstraße wählten. Zum einen grenzten die Ortschaften nahezu übergangslos aneinander, zum anderen wälzte sich eine nicht endend wollende Verkehrslawine da durch. Selbst waghalsiges Vorbeischlängeln an den Autokolonnen brachte uns keinen nennenswerten Zeitgewinn.
PisaDie Universitätsstadt Pisa mit ihrem Schiefen Turm war eine der Schaffensstätten Galileo Galilei´s. Der wohl berühmteste Sohn der Stadt - obwohl er nach seiner Jugend nur vier Jahre als Lektor an der hiesigen Universität arbeitete - soll seinen legendären Versuch mit den Fallgesetzen am Schiefen Turm demonstriert haben. Die Atmosphäre und Lebendigkeit der Stadt wird von einigen zigtausenden Studenten, die fast die Hälfte der Bewohner Pisas ausmachen, geprägt. Doch die Stadt wirkt auch dann nicht wie ausgestorben, wenn der Unibetrieb ruht, weil hier immer unzählige Touristen verweilen, um den historischen Teil von Pisa zu besichtigen.
Das Stadtzentrum bilden die Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) mit dem Schiefen Turm und das historische Viertel um die Ponte di Mezzo, die zentrale Arno-Brücke. Da sich die meisten Touristen nicht weit vom Schiefen Turm entfernen, findet man in Pisa eine der wenigen Städte der Toskana, die recht ursprünglich und echt geblieben ist. Angeblich war der Schiefe Turm nicht immer schief. Nach sechs Jahren Bau und bis zum dritten Stock angelangt, ließen die Bauherren die Arbeiten stoppen, da eine Bodensenkung den Turm kippen ließ. Heute glaubt man, dass es nicht nur die Bodenbedingungen waren, die zur Neigung des Turms führten, sondern auch das enorme Gewicht des Turmes. Auf alle Fälle ist es ein einmaliges Erlebnis, auf der obersten Etage dieses historischen Bauwerkes zu stehen. Ein paar Kilometer ausserhalb von Pisa - im malerischen Dörfchen Castiglioncello - schlugen wir unser Quartier auf, um die Toskana in Tagesausflügen zu erkunden.
 
Beim Besuch von Florenz wählten wir als Ausgangspunkt für den Stadtrundgang die Piazza Michelangelo auf der Anhöhe San Miato mit tollem Blick über diese Stadt und ihren zahlreichen Kirchen und Kathedralen. Nicht umsonst wird Florenz das "Rom des Nordens von Italien" genannt. Florenz Ponte VecchioÜber die Ponte Vecchio - wie der Name bereits verdeutlicht, die älteste Brücke der Stadt - kamen wir in die Altstadt. Auf dieser 1345 erbauten Brücke waren anfangs Metzger und Handwerker ansässig, die ihren Müll einfach in den Arno warfen. Der störende Geruch veranlasste einen ansäßigen Großherzog, in den Gebäuden Goldschmieden unterzubringen, deren Schaufenster noch heute diese Brücke krönen.
Nur wenige Meter entfernt befindet sich die wohl berühmteste Kunstgalerie der Welt: die Galerie der Uffizien, die zwischen 1560 und 1574 errichtet wurde. Die größte und wichtigste Kirche der Stadt ist der gotische Dom "Basilica di San Croce", wo sich auch die Grabmäler von Michelangelo, Galileo und Macchiavelli befinden. Natürlich beeindruckte uns auch der große Markt von Florenz, auf dem man neben allerlei Kitsch auch Dinge des täglichen Lebens erstehen kann. In den engen Gassen ist es nie ruhig, lautstark versuchen die Händler ihre Ware feilzubieten. Dazu kommen noch die uns seltenen Gerüche und Düfte des Südens, sodaß bei uns immer mehr "Italien-Feeling" aufkam.
 
Fahrerisch interessant wurde dann der Ausflug nach Siena, Volterra und San Giminiano. Wir fuhren durch die liebliche, hügelige Weinbau-Gegend, die Straße schlängelte sich recht kurvenreich dahin. Wir waren hin und hergerissen zwischen Fahrgenuß und Landschaftseindrücken. Sogar Goethe befand während seiner Italienreise in der Umgebung von Siena, dass die Kutsche viel zu schnell sei, um die Schönheit dieser herrlichen Landschaft genießen zu können.
Siena StadtplatzEtwa 40 km vor Siena lag Volterra auf einer rund 550 Meter hohen Hügelplattform, zurückgehend bis zur Zeit der Etrusker, die eine - noch heute existente - 7 km lange, eindrucksvolle Ringmauer um die Stadt bauten. Die Etrusker waren ein antikes Volk, das im nördlichen Mittelitalien lebte und nach der Eroberung durch die Römer im Römischen Reich aufgingen. Volterra gilt mit seinem spektakulären landschaftlichen Umfeld als eine der schönsten Städte der Toskana. Im Gegensatz zum nahe gelegenen San Gimignano hat es trotz des touristischen Interesses seine Originalität nach wie vor bewahrt.
San Gimignano wurde ebenfalls von den Etruskern auf einem Hügel erbaut. Wegen seiner zahlreichen Kirchen- und Wehrtürme wird es auch die "Stadt der 1000 Türme" genannt. Obwohl es bei der Anfahrt aus der Ferne eher an die Skyline von Manhattan erinnert. Mittelpunkt der Stadt ist die Piazza della Cisterna mit einen schönen kleinen Brunnen, umgeben von mittelalterlichen Palästen.
 
Kurz vor Siena erwischte uns ein kräftiger Hagelschauer, just an einer Stelle der Stadteinfahrt, wo weder ein Anhalten geschweige ein Unterstellen möglich gewesen wäre. Im Nu waren wir klatschnaß. Aber wer fährt denn bei 30° C auch mit regendichter Kleidung weg? Die Stadt Siena selber wurde auf drei Hügeln zwischen den Flüssen Elsa und Arbia erbaut. Im Zentrum befindet sich die bekannte Piazza del Campo, dort wo zweimal im Jahr das historische Pferderennen mit dem Namen Palio stattfindet. Die Pferde werden von den sogenannten Fantini (ausgewählte junge Burschen der 17 Contrades = Stadtteile) geritten. Da nur 10 Contrades startberechtigt sind, werden bei den Qualifikationsbewerben alle nur denkbaren Tricks ausgenutzt, um beim Hauptrennen startberechtigt zu sein.
 
Leider war dieses Hagelgewitter der Vorbote eines nahenden "Genua-Tiefs", weshalb wir auf Anraten unserer Hotelvermieter sofort die Zelte abbrachen und südwärts fuhren, weil dort das Wetter besser sein sollte. Dies war für unsere Hoteliers zwar nicht geschäftsfördernd, aber dafür ehrlich gemeint. Trotz strömenden Regens am nächsten Morgen brachen wir auf und wurden etwas unterhalb von Grossetto bereits belohnt. Schon in Ortobello auf der Halbinsel Monte Argentario blitzte die Sonne wieder durch.
Mte. ArgentarioNach einer Kaffeepause und dem Entledigen der Regenkleidung starteten wir eine Rundfahrt um diese Halbinsel. Doch irgendetwas war uns bei der Planung der Fahrt um die Halbinsel entgangen. Denn plötzlich waren wir offroad unterwegs. Und ausser Andrea mit ihrer Honda Transalp waren wir ausschließlich auf hubraumgrossen Straßenboliden unterwegs. Irgendwann musste Gerhard mit seiner Goldwing aufgeben und umkehren, Robert auf der 1250 Bandit begleitete ihn. Ich hievte meine 1200er Bandit weiter über diese holprige Piste, nur Andrea hatte ihre Freude. Im Nachhinein war es natürlich ein fahrerisches Highlight. Aber in dem Moment, wo man mit einer aufgepackten schweren 1200er oder gar 1500er gerade über Stock und Stein holpert, sieht man das natürlich ein bißchen anders.
 
Über Vetrella und Bassano Romano kamen wir zum Lago di Bracciano rund 30 km vor den Toren Roms, wo wir uns etwas ausserhalb von Trevignano auch niederliessen. Von dort aus wollten wir die "Ewige Stadt" mit öffentlichen Verkehrsmitteln besuchen. Was auch vorzüglich klappte, denn die S-Bahn fuhr von dort direkt bis zum Petersdom - also mitten in das Herz dieser Stadt. Unser Hotelier chauffierte uns gar zum 7 km entfernten Bahnhof. Leider verlor ich die Visitenkarte des Hotels in Rom, was uns noch ordentlich in die Bredouille bringen sollte. Ich komme noch darauf zurück.
PetersdomPetersdom ist die im deutschen Sprachraum übliche Bezeichnung für die Peterskirche in Rom. Um 324 ließ Konstantin der Große den Dom über dem vermuteten Grab des Apostels Simon Petrus errichten. Der Petersdom ist die größte, aber nicht die ranghöchste der vier Basiliken in Rom, zugleich aber das Zentrum der Vatikanstadt und somit des Papstsitzes. Der Petersdom fasst 60.000 Personen und ist mit einer überbauten Fläche von 15.000 Quadratmetern eine der größten Kirchen der Welt. Da der Papst im Vatikan lebt und auch dort wirkt, wurde der Petersdom zur wichtigsten Pilgerstätte des Christentums.
Unmittelbar vor dem Petersdom befindet sich der 240 m breite Petersplatz, auf dem sich bei öffentlichen Auftritten des Papstes hunderttausende gläubige Christen versammeln. In der Mitte des Platzes steht ein Obelisk, der aus dem Circus des Caligula und Nero stammt. In diesem soll Petrus hingerichtet worden sein. Im Fuße des Obelisken befindet sich lt. Überlieferung Caesars Asche, in seiner Spitze ein Teil des Kreuzes von Jesus. Der original ägyptische Obelisk hat ein geschätztes Gewicht von 322 t und steht auf einem Fundament mit vier Bronzelöwen. Seine Aufrichtung auf dem Petersplatz muss eine technische Meisterleistung dieser Zeit gewesen sein.
 
Fast alle Sehenswürdigkeiten von Rom befinden sich im Zentrum der Stadt, sind also leicht im Zuge eines Rundganges zu Fuß zu erreichen. Wir haben mit unserem GPS einen exakten Gehweg von 14,3 km errechnet. Bereits in Sichtweite des Petersdomes steht die Engelsburg direkt am Ufer des Tiber. Sie wurde ursprünglich als Mausoleum für Kaiser Hadrian und seine Nachfolger errichtet und später von verschiedenen Päpsten zur Burg umgebaut. Ab dem 10. Jahrhundert diente die Engelsburg den Päpsten auch als Zuflucht. Ein etwa 800 m langer Gang verbindet die Engelsburg mit dem Palast des Papstes im Vatikan. Über die sogenannte Engelsbrücke spazierten wir weiter zum Pantheon.
Bei dem noch heute zu sehenden, als Pantheon bekannten Bau, handelt es sich um den Nachfolger eines den Planetengöttern Mars und Venus geweihten Tempels aus dem Jahr 27 v.Chr., der im Jahr 609 eine katholische Kirche wurde. Das Hauptgebäude des Pantheons ist ein überwölbter Rundbau von ca. 43 m Durchmesser mit einer 9 m breiten Öffnung. Damit gehört das Pantheon zu den ältesten antiken - vor allem aber vollständig erhaltenen - Betonbauwerken der Welt. Es dient auch zahlreichen Adeligen als letzte Ruhestätte, u.a. dem letzten italienischen König Viktor Emanuel III. und seiner Gattin.
KolosseumImmer wieder unterbrochen von kurzen Pausen gingen wir weiter zum grossen Kriegerdenkmal des Königs Viktor Emanuel II. auf der Piazza Veneziana. Das 70 m hohe Ehrenmal ließ besagter König 1871 zu Ehren der gewonnenen Einheit Italiens errichten. Heute beinhaltet es eine Militärmuseum und eine Grabmal "des unbekannten Soldaten". Von dort oben hat man bereits einen guten Blick auf das Forum Romanum und dem dahinter liegenden Kolosseum, einem der Wahrzeichen Roms.
An der Stelle des Forum Romanum befand sich bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. eine sumpfige Ebene, die trocken gelegt wurde und auf der um 490 v. Chr. zwei Tempel erbaut wurden, die den Göttern Saturn und Castor gewidmet waren. Darauf entwickelte sich das Forum schnell zum Zentrum der damals jungen Stadt. Unter den folgenden Herrschern wurde das Forum Mittelpunkt der Stadt Rom mit prächtigen religiösen und politischen Zeremonien. Noch heute sind der Titusbogen (er diente Napoleon später als Vorbild zum Arc de Triomphe), der Concordiatempel oder der guterhaltene Tempel des Pius und der Antonia in ihren ehemaligen Ausmaßen gut zu erkennen.
Wir hatten uns von den Eindrücken des Forum Romanum noch nicht einmal erholt, als das 80 v. Chr. erbaute, imposant wirkende Kolosseum vor uns stand. Mit 156 m Breite und 188 m Länge ist es auch das größte im antiken Rom erbauten Amphitheater und der größte geschlossene Bau der römischen Antike überhaupt. Die eliptische Form sollte verhindern, dass Gladiatoren, zum Tode Verurteilte oder gejagte Tiere in einer Ecke Schutz suchen konnten. Auf dem Obergeschoss wurden Mastbäume befestigt, an denen ein riesiges, schattenspendendes Sonnensegel aufgezogen werden konnte. Nach seiner Fertigstellung wurde es mit hunderttägigen Spielen eröffnet, unter anderem mit Gladiatorenkämpfen und Tierhetzen, bei denen angeblich 5000 Tiere in der Arena getötet wurden. Die 60.000 Zuschauer konnten durch über 80 Eingänge in die Arena gelangen. Vier davon waren privilegierten Gästen wie dem Kaiser, Senatoren und hohen Staatsbeamten vorbehalten. Damit war es möglich, das Kolosseum in 15 Minuten mit Zuschauern zu füllen und es in nur fünf Minuten auch wieder zu leeren. Als Arena war das Kolosseum rund 400 Jahre in Betrieb.
Über die Via delle Corsi kamen wir dann zum Trevi-Brunnen, mit rund 26 Metern Höhe und 50 Metern Breite der größte Brunnen Roms und einer der bekanntesten der Welt. Er wurde zwischen 1732 und 1762 nach einem Entwurf von Nicola Salvi erbaut. Ein Volksglaube sagt, dass es Glück bringe, Münzen mit der linken Hand über die rechte Schulter in den Brunnen zu werfen. Durch eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte, die nicht unwesentlich zur Beliebtheit des Brunnens bei Touristen beigetragen hat, zählt eine Szene in Fellinis Kinofilm "La Dolce Vita" (Das süße Leben) aus dem Jahr 1960, wo Anita Ekberg zusammen mit Marcello Mastroianni im Brunnen ein nächtliches Bad nimmt.
Unseren zunehmend müder werdenden Füssen tat es ganz gut, dass sich die Spanische Treppe am gleichnamigen Platz keine 500 m Luftlinie vom Trevi-Brunnen entfernt befand. Die Piazza Spagna vor der Kirche Santa Trinita dei Monti bezog ihre Bedeutung vor allem von der spanischen Botschaft, die hier ihren Sitz hatte. Der Platz vor der spanischen Botschaft war gar spanisches Hoheitsgebiet. Neben den Päpsten hatten vor allem die französischen Könige ein grosses Interesse, die Kirche Santa Trinita in der wichtigsten Stadt des Christentums mit diesem Platz durch eine Treppe zu verbinden. Beträchtliche Geldsummen wurden von Ludwig XII. zur Verfügung gestellt, aber es dauerte bis zum Sonnenkönig Ludwig XIV. im Jahr 1721, ehe die Treppe nach Entwürfen von Francesco de Sanctis fertig gestellt war. Die Treppe sollte eigentlich ein französisches Denkmal werden, was sich aber nicht mit dem Machtanspruch des Papstes verbinden ließ, weshalb sie eher in antikem römischen Stil gehalten wurde. Der sich am unteren Ende der Treppe befindende - wie ein Kahn aussehende - Brunnen von Pietro Bernini soll an eine Tiberüberschwemmung an den Weihnachtstagen des Jahres 1598 erinnern, als ein Boot bis hierher geschwemmt und beim Zurückweichen der Flut liegen geblieben sein soll.
Auf dem Rückweg zum Vatikan kamen wir noch an der Piazza de Popolo - dem Volksplatz - vorbei, wo zu den Zeiten des antiken Rom deren wohl berühmteste Verkehrsverbindung - die Via Appia - am rückseitig des Platzes gelegenen Tor (Porto del Popolo) ihren Ausgang nahm. Umgekehrt bekam jeder Besucher der Stadt gleich nach dem Betreten dieses Platzes über die Via Appia kommend einen ersten Eindruck von den für diese Zeit gigantischen Ausmassen der römischen Metropole. Die beiden Zwillingskirchen Santa Maria die Miraculi und du Mte. Santo kamen erst 1809 dazu.
Um Rom noch etwas in Abendstimmung geniessen zu können, beschlossen wir erst gegen 21 Uhr zurück ins Hotel zu fahren. Doch plötzlich hatte sich das Glück gegen uns verschworen. Zuerst fuhr uns der Zug vor der Nase davon, weshalb wir 45 Minuten auf den nächsten warten mussten. Während der Rückfahrt kam ich dahinter, dass ich wie bereits erwähnt die Visitenkarte des Hotels verloren hatte. Nachdem wir am Vortag erst im Dunkeln angekommen waren, hatte sich keiner den Namen des Hotels eingeprägt. Obendrein verließen wir uns gegenseitig aufeinander, dass jeder sicher wüsste wo wir wohnen würden. Zudem glaubten wir im Nachbarort Bracciano und nicht in Trevignano zu residieren. Und zu guter Letzt stand auch kein Taxi an unserer Haltestelle in Aguillara/Trevignano zur Verfügung! Unser Hotelbesitzer wusste somit nicht, wann wir abzuholen seien. Wir baten in einem nahen Lokal um Hilfe, wo ein Taxi aber erst aus Bracciano angefordert werden musste. Nach langem italienisch/englisch/deutschem Kauderwelsch kamen wir dahinter, dass wir eigentlich doch im Raum Trevignano wohnten und nicht wie angenommen in Bracciano. Und dass unser Hotel Il Casale hiesse. Mit diesem organisierten Taxi kamen wir erst gegen Mitternacht heim, die Hotelleitung war wegen uns schon in Sorge. Aber es zeigte sich auch, wie freundlich und hilfsbereit die italienische Bevölkerung sein kann.
 
Nach dem Besuch von Rom wollten wir den "Stiefel" in voller Breite queren, um auf die Adria-Seite zu gelangen. AbruzzendorfDabei mussten wir die Abruzzen überqueren. Gleich der Passo di Torminilli mit über 2.200 Metern erweckte heimatliche Gefühle in uns. Enge Kehren wechselten sich mit langen, schnellen Kurvenpassagen ab, wir fühlten uns wie in den Alpen. Manchmal ähnelte die Landschaft auch den französischen Seealpen, besonders oberhalb der Baumgrenze.
Bei der Überquerung des Pso. di Colombo pausierten wir im Dorf Leonissa. Das war so ein typisches, altes italienisches Dorf, wo die Zeit vor 40 Jahren stehen geblieben zu schien. Wären da nicht die modernen Autos gewesen. Aber auf dem Dorfplatz standen die alten Männer, tranken ihren Espresso und spielten in aller Ruhe das Kugelspiel Bocchia. Zeit hat in dieser Region tatsächlich eine andere Dimension. Besonders markant waren auch die vielen Dörfer, die ähnlich den Meteorafelsen hoch oben auf den typischen Tuffsteinfelsen klebten. Pso. TorminilloGegen Abend erreichten wir Campotosto am gleichnamigen See auf 1400 m Seehöhe im Nationalpark Gran Sasso in den Zentralabruzzen, einer der höchsten Regionen in den Bergen Mittelitaliens mit Höhen um 2500 m.
Nach einer regnerischen Nacht erwartete uns ein strahlend blauer Himmel am Morgen, aber auch Morgennebel über dem See und Schnee auf den Bergspitzen! Es hatte nur ganz wenige Plusgrade und Rauhreif lag über den Maschinen. Wir fuhren dann weiter in nördlicher Richtung und kamen in weiterer Folge in die Provinz Umbrien. Die Berge wurden nun wieder etwas flacher, nur die Kurven blieben. Aber dieser Umstand läßt sowieso jedes Bikerherz höher schlagen. In Loreto besuchten wir das gleichnamige Kloster, ehe es in die Provinz Marche ging.
 
Einer der wichtigsten Orte in der Marche ist Assisi. Berühmt ist Assisi heute hauptsächlich als Geburtsort des Hl. Franz von Assisi, dem Gründer des Franziskaner- oder Minoriten-Ordens sowie der Hl. Klara, der Gründerin des Klarissenordens. AssisiDer Ort wurde bereits von den Römern auf einem Felsrücken des Monte Subasio errichtet. Aus dieser Zeit finden sich heute noch die Stadtmauern, ein Amphitheater und der Tempel der Minerva, der später in die Kirche Santa Maria sopra Minerva umgebaut wurde. Im Jahre 1182 wurde der berühmteste Sohn der Stadt, der später heiliggesprochene Franz von Assisi, hier geboren. Somit ist Assisi ein ganz bedeutender Pilgerort des Christentums. Durch die wunderschöne Marche-Schlucht Sentino kamen wir bei Pesaro hinaus an die Adria.
Von dort ist es nicht weit hinauf nach San Marino. Obwohl im Kleinstaat als Zollfreizone alles mögliche inkl. Benzin deutlich billiger ist als in Italien, fand ich ihn nicht besonders sehenswert. Mir waren dort zu viele Touristen, alles war nur auf Tourismus ausgerichtet. Selbst die grandiose Rundsicht konnte mich nicht umstimmen.
 
Mit Riesenschritten näherten wir uns fortan entlang der Adriaküste unserer Heimat, aber ein ganz besonderes Highlight wollten wir uns zuvor nicht entgehen lassen. Dazu mussten wir allerdings durch Maestre, wo rund um den Hafenbereich der absolute Megastau herrschte. Die LKW´s standen gar zweispurig! Und jeder, der Maestre schon durchfahren musste, weiss wovon ich hier spreche. Das ist der totale Verkehrs-Super-GAU! In Jesolo schlugen wir ein letztes Mal unsere Zelte auf. Denn wir fuhren mit der Fähre nach Venedig, die entsprechende Anlegestelle Punta Sabiano lag etwas ausserhalb von Jesolo.
Venedig MarkusplatzDie "schwimmende" Stadt erstreckt sich im Nordosten Italiens entlang der Adria über 117 kleine Inseln in einer Lagune, die mit über 400 Brücken untereinander verbunden sind. Die Fähre brachte uns exakt ins Zentrum von Venedig zum Markusplatz mit dem Dogenpalast und dem Campanile. Im Dogenpalast regierten einst die - wie der Name schon sagt - Dogen. Das waren kirchliche und weltliche Fürsten in einem, ganz ähnlich den früheren Erzbischöfen in meiner Heimat Salzburg. Im Palast wohnten die Dogen nicht nur, sondern sie regierten auch darin. Hier wurden Gesetze gemacht und Recht gesprochen. Vom Gerichtssaal ging es direkt in den nebenean gelegenen und nur durch einen schmalen Kanal getrennten Kerker.
Daher nennt sich auch eine der bekanntesten Brücken Venedigs Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri), weil sie die Staatsgefängnisse mit dem Dogenpalast verbindet. Der Überlieferung nach seufzten die Verurteilten beim Überqueren der Brücke, denn die Richter dürften früher nicht zimperlich gewesen sein. Es gab nur zwei Alternativen: ein Leben in Ketten in den dunklen Kammern des Verlieses oder ein Leben in Ketten an Bord eines venezianischen Schiffes.
Venedig RialtobrückeDurch kleine, enge und verwinkelte Gassen spazierten wir dann durch die Stadt, mussten immer wieder grössere oder kleinere Brücken überqueren. Und bemerkten dabei ein paar Mißstände, die in keinem Reiseführer, auf keinem Stadtplan Venedigs zu finden sind. Die kleinen Nebenkanäle stinken nämlich erbärmlich, permanent hängt ein Mief in der Luft, der nicht an Meer oder Seeluft erinnert, sondern an stinkenden Fisch oder Kloake.
Irgendwann kamen wir zur großen Rialtobrücke am Canale Grande. Und die Dominanz des Wasserverkehrs ist besonders augenfällig auf dem Canale Grande. Vor allem um die Rialtobrücke, wo sich bis heute der Markt befindet. Am Kanal ballen sich die repräsentativen Palastbauten des Stadtadels, die das Bild der Stadt bis heute stark geprägt haben. Nur drei Brücken überspannen neben der Rialto-Brücke den Canale Grande, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts sogar die einzige war.
Bedingt durch die vielen Kanäle sieht man in der ganzen Stadt (bis auf ein paar wenige befahrbare Stellen) keine Autos. Das bekannteste Verkehrsmittel Venedigs ist zweifelsfrei die Gondel, die allerdings fast nur noch dem Tourismus dient und deren Benützung obendrein unverschämt teuer ist. Für den öffentlichen Personennahverkehr gibt es die Vaporetti (Wasserbusse), Wassertaxis (Motorboote) und ausschließlich auf dem Kanal die Fährgondeln (Traghetti). Sie überqueren an acht Stellen den Canal Grande und bringen ihre Fahrgäste stehend von der einen Uferseite auf die andere. Dieser Pendeldienst ist sehr nützlich, da wie bereits erwähnt nur vier Brücken über den Canale Grande führen.
Für Motorboote ist eine Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben, die in der Regel respektiert wird. Es gibt in Venedig mehrere 1000 private Motorboote, die Denkmalschützer am liebsten verbieten würden, weil sie mit ihrem Wellenschlag die Substanz der Häuser zusätzlich gefährden.
Nachdem wir am anderen Ende der Lagunenstadt am Bahnhof angelangt waren, fuhren wir mit einem Vaporetti zurück zum Markusplatz und mit der Fähre wieder nach Jesolo.
 
Dank moderner mobiler Telekommunikation wussten wir schon, was uns bei der Rückfahrt nach Österreich erwarten würde: Eiseskälte! Und mit jedem Meter nordwärts kroch die Kälte mehr in uns. Ab Udine in den Karnischen Alpen kühlte es für uns erstmals rapide ab, steigerte sich massiv im Kärntner Drautal, während ein wärmendes Kleidungsstück nach dem anderen aus Seitenkoffern oder Topcase wanderte. Auf dem Radstädter Tauern lag der Schnee schon bis an den Straßenrand, dabei war erst Mitte September! 60 Kilometer später hatte das Frieren ein Ende und uns die Heimat wieder. Ein weiteres Kapitel in meiner bisher endlosen Story "Motorradreisen" hatte vorerst ein Ende. Ein Happy-End, denn weder Fahrer noch Maschinen hatten mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen.
 
© Peter Winklmair

 
REISEINFORMATIONEN
Reisezeit:
Für Italien gibt es keine spezielle Reisezeit, da es eigentlich ganzjährig mit moderaten, sprich milden, mediterranen Temperaturen gesegnet ist. Ein milder März kann genauso attraktiv sein, wie ein herbstlicher Novembertag.
Vermeiden sollte man jedoch die Schulferienzeit, ganz besonders den Ferragosta im August. Man hat das Gefühl ganz Italien sei unterwegs. Sogar auf Campingplätzen findet man kein Plätzchen!
 
Formalitäten:
In den Zeiten einer grenzenlosen EU sollte man dennoch immer Papiere bei sich führen (Ausweispflicht!).
 
Währung:
Das früher lästige Geldwechseln ist vollkommen entfallen, man bezahlt mit Euro.
 
Verkehrshinweise:
Geschwindigkeit innerorts 50 km/h, auf Landstraßen 90 km/h und auf Autobahnen 130 km/h
Die Italiener nehmen es mit der Überwachung nicht so genau wie in Deutschland oder Österreich, bei Unfällen hat man aber bei vorangegangenen Verkehrsübertretungen den Schwarzen Peter! Gurtenpflicht und Licht am Tag sind Pflicht in Italien, genau wie eine grellfarbene Pannenweste.
 
Kulinarisches:
Noch groß über Italiens Küche zu reden, hieße Eulen nach Athen tragen. Dennoch gibt es ein paar herausragende Spezialitäten. Dazu gehört unumstritten die Bistecca Fiorentina, ein Beefsteak vom weißen Rind aus dem Chiana-Tal. Auch der Bratspieß Triglie alla Livornese ist eine Mahlzeit, die es speziell in der Toskana gibt. Allgemein ist die toskanische Küche aber eher bäuerlich, leicht und fettarm, aber unbedingt mit Olivenöl versehen! Nudeln sind in ganz Italien anzutreffen, bei uns am bekanntesten sind die Spaghetti Bolognese, auch Pasta Ascuttia genannt. Man sollte sich jedoch wirklich einmal die Mühe geben und eine der vielen Nudelvariationen ausprobieren. Eine weitere typische italienische Speise ist die Pizza, die es ebenfalls in unzähligen Kompositionen gibt.
Man sollte sich jedoch die Zeit nehmen und Italiens Weine kosten, zumal das "bierra" sehr teuer werden kann. Ein erlesener Rotwein ist der Barolo, hingegen ist der Arneis, ein frischer Weißer, bei uns nahezu unbekannt.
Als Dessert kommt in Italien wahrscheinlich nur das Eis (Gelato) in Frage. Nirgends auf der Welt gibt es so gutes und variantenreiches Speiseeis wie in Italien. Dazu einen Espresso oder Cappuccino und der Urlaubstag ist perfekt. Auf alle Fälle sollte man sich nach dem Aufenthalt in einem Restaurant eine Rechnung geben lassen, die Steuerbehörde überprüft des öfteren die Lokale und verlangt von den Gästen die Rechnung. Wir wurden zwar nie kontrolliert, hätten aber auch immer eine Rechnung vorweisen können. Achtung! In Italien wird das Gedeck (Cuberto) separat in Rechnung gestellt. Dies kann bis zu 2,- Euro betragen. Manchmal findet sich auch ein 10%iger Service-Betrag auf der Rechnung, der als einkalkuliertes Trinkgeld zu verstehen ist.
 
Treibstoffversorgung:
Ist in Italien immer problemlos und flächendeckend gesichert. Es kann jedoch vorkommen, daß in den Mittagsstunden die Tankstellen in kleinen Orten geschlossen haben. Benzin war in Italien schon immer teurer als in Resteuropa.
 
Unterkünfte:
In ganz Italien gibt es nahezu flächendeckend Campingplätze, Hotels, Pensionen und Alberghos in allen Kategorien und Preisklassen. Außerhalb der Saison (wie wir es waren) findet man schnell eine Unterkunft, aber in der Ferienzeit sollte man fast im Voraus buchen.
 
Geschichtliches:

Toskana: Die Etrusker waren ein antikes Volk, das im nördlichen Mittelitalien im Raum der heutigen Regionen Toskana, Umbrien und Latium zwischen 800 und 100 v. Chr. lebte. Die Etrusker gingen nach der Eroberung durch die Römer (300 bis 90 v. Chr.) im Römischen Reich auf. Unter Karl dem Großen wurde der Name Tuscia oder Toscana auf die Tuscia Regni eingeengt.
Der Konflikt zwischen Kaisern und Kirche (Papst) ermöglichte es den größeren Städten der Toskana, allmählich ihre Unabhängigkeit zu gewinnen. Die wichtigsten dieser toskanischen Republiken waren Florenz, Pisa, Siena, Arezzo, Pistoia und Lucca.
Die florentinische Republik eroberte im 15. Jahrhundert wichtige toskanische Städte und wurde innerhalb der Toskana und Italiens immer dominanter. Nach dem Kongreß von Wien im Jahr 1819, wo Europa nach den Napoleonischen Feldzügen komplett neu aufgeteilt wurde, kamen große Teile der Lombardei, des Piemont und auch der Toskana bis Venedig zum Großreich der Habsburger. Erst nach der Schlacht von Solferino 1848 erfolgte eine Eingliederung in das Königreich von Italien.

Rom: Die nicht zuletzt wegen ihrer Rolle in der Antike als Hauptstadt des römischen Reichs auch als "ewige Stadt" bezeichnete Metropole ist seit 1871 die Hauptstadt des vereinigten Italiens und hat 3,3 Millionen Einwohner. Der Überliefung nach wurde die Stadt von Romulus gegründet. Romulus brachte demnach später seinen Zwillingsbruder Remus um, als sich dieser über eine errichtete Stadtmauer belustigte. Zu Beginn seiner Geschichte war Rom ein Königreich, dennoch expandierte die Stadt ständig. Im 1. Jahrhundert v. Chr. war Rom wohl bereits eine Millionenstadt und sowohl geographisches als auch politisches Zentrum des römischen Reiches. Das 1. und 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung wird vielfach als Höhepunkt des römischen Reiches angesehen. Nach dem formellen Untergang des Weströmischen Reiches im Jahr 476 wurden bekannte städtische Einrichtungen wie die Diokletiansthermen und das Kolosseum weiter unterhalten und trotz sinkender Einwohnerzahlen bestand im Grunde das zuvor antike Leben fort. Bis auf eine kurzzeitge Ausnahme - als die Päpste im französischen Avignon residierten - konnte Rom alleine durch die Anwesenheit des jeweiligen Papstes und somit als Zentrum der katholischen Kirche seine Bedeutung in mittelalterlichen Europa beibehalten. Nach dem Ende des Kirchenstaates wurde Rom 1871 die Hauptstadt des neuen Königreiches Italien. Erst unter Mussolini wurden die Differenzen zwischen Staat und Kirche durch die Lateranverträge mit dem Heiligen Stuhl 1929 beendet und der unabhängige Staat Vatikan begründet. Die Erneuerung der Stadt stellt die Römer imn der Jetztzeit oft vor große Probleme, weil die Zerstörung archäologischer Reste befürchtet wird.

Venedig: Die Lagune von Venedig war schon in vorrömischer Zeit bewohnt. Zu den frühen Siedlern auf den verstreuten Inseln kamen Flüchtlinge, die sich vor der Invasion der Hunnen in Sicherheit brachten. Die vor den Hunnen Flüchtenden sollen sich mit der Losung "Veni etiam" (etwa: "Auch ich bin (hierher) gekommen") gegrüßt haben. Aus dieser Losung soll der Name Venetia (Venedig) entstanden sein. Den Lagunenorten von Venetia gelang es, ihre Selbstständigkeit sowohl dem Fränkischen, dem Heiligen Römischen Reich als auch dem Byzanthinischen Reich gegenüber zu bewahren. Die Venezier stiegen damit zur mächtigsten Seemacht im gesamten Mittelmeer auf. 828 wurden die Gebeine des Evangelisten Markus nach Venedig gebracht. Zu Ehren des Apostels veranlasste der damalige Doge den Bau des Markusdoms (San Marco). Im Zuge der ersten Kreuzzüge und bedingt durch diverse Handelsprivilegien nahmen die Feindseligkeiten zwischen Venezianern und Byzantinern zu. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 musste Venedig seine Positionen im östlichen Mittelmeer nach und nach den Osmanen überlassen. Seine Bedeutung nahm auch in Folge der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus immer mehr ab. Der Welthandelsverkehr auf dem Atlantik wurde zunehmend von den Spaniern, den Portugiesen und später von den Engländern abgewickelt. Venedig eroberte deswegen nach und nach das Festland, die so genannte Terraferma, und herrschte am Ende des 15. Jahrhunderts über das heutige Venetien, über Friaul und einen großen Teil der Lombardei. Gründe für die Machtausdehnung auf dem Festland waren die Konkurrenz der Türken auf dem Wasser und die wachsende Bedeutung der Handelswege über die Alpen nach Mittel- und Nordeuropa. 1797 verlor die Adelsrepublik durch Napoléon Bonaparte ihre Selbstständigkeit und wurde bis 1848 zuerst an Frankreich und nach dem Wiener Kongreß an Österreich gegliedert. Im Revolutionsjahr 1848 wurde eine Republik in Venedig ausgerufen, die über ein Jahr ihre Unabhängigkeit von Österreich behaupten konnte. Obwohl Österreich in der Schlacht von Solferino verlor und große Teile des Piemont, der Toskana und Lombardei an Italien abtreten musste, wurde 1849 wurde die Stadtrepublik von österreichischen Truppen blutig erobert. Der Belagerungszustand wurde erst 1854 aufgehoben, 1866 kam Venedig endgültig zum Königreich Italien.
Berühmtester Sohn von Venedig ist ohne Zweifel der Kaufmann Marco Polo, der mit seinen Asienreisen Märkte erschloß, die anderen Handelsstädten in Europa verschlossen blieben. Wichtige Waren und Luxusgüter aus Asien und Afrika wie Seide, Felle, Elfenbein, Gewürze, Färbemittel und Parfüme wurden zu Wasser über die venezianischen Häfen umgeschlagen. Zu Lande kamen die Karawanen aus Asien bis in das Byzanthinische Reich, von wo sie nach Venedig eingeschifft wurden.

 
Kartenmaterial und Nachweise:
Kümmerle & Frey Toskana 1:200.000, Freytag & Bernd Umbrien/Marche 1:200.000
ADAC Italien 1:500.000
Baedekers Rom-Reiseführer, "Individuell reisen" in der Toskana und in der Marche vom DuMont-Verlag.
 
© Peter Winklmair