Da stehen wir nun
an der Grenze im ungarischen Debrecen. Sechs Club-Mitglieder des MSC
St. Leonhard auf ihren Enduros (Africa Twin, XT 600, KLE 500 und SLR
650). Zwangsläufig ziehen sich die Grenzformalitäten in
die Länge, schließlich interessieren sich die Zöllner
mehr für die sechs Motorräder als um unsere Stempel. Doch
dann ist es soweit, wir haben freie Fahrt! |
Vorerst unterscheidet
sich die rumänische Landschaft nur unwesentlich von der ungarischen.
Sieht man von der Tatsache ab, dass Straßen und Häuser
nun deutlich heruntergekommener sind. Doch vorerst müssen wir
Geld wechseln. In Valea Lui Mihaj - dem rumänischen Grenzort
- finden wir eine Wechselstube. Flugs wechseln Euro in Lei und plötzlich
sind wir Millionäre! Ist doch 1,- Euro glatte 39.000,- Lei wert.
In Satu Mare zeichnen sich bereits die Karpaten am Horizont ab, die
nun zwei Wochen lang den Kern unserer Streckenführung ausmachen
werden. In Vijle Apei finden wir eine ehemalige Parteibonzen-Residenz,
wo wir heute die einzigen Gäste sind. Am Abend die Liveband spielt
ausschließlich für uns.
Über Negresti Oas kommen wir in das Oaser Land, bekannt für
seine bis heute erhaltenen Traditionen und der damit verbundenen Trachtenbekleidung.
Wir haben Glück, als wir in Bixad in der Nähe der ukrainischen
Grenze einen Wochenmarkt entdecken. Hier gibt es wirklich alles, von
der Unterwäsche über Kochgeschirr bis zum Pferd kann man
alles erstehen. So ein Wochenmarkt dürfte für die Bevölkerung
ein besonderes Ereignis sein, alle laufen herausgeputzt "wie
die Pfingstochsen" herum. |
Die charakteristischen Holztore in der Maramures
und die lustigen Friedhöfe in Sapintha.
|
Je weiter nördlich wir kommen, desto weniger
Autos sind auf den Straßen anzutreffen. Dafür nehmen die
Pferdefuhrwerke überhand. Doch Vorsicht ist geboten, sie sind
auch abends ohne Beleuchtung oder Absicherung unterwegs. Die Provinz
Maramures - bekannt für ihre markanten Holzkirchen und Holzportale
an Privathäusern - beginnt gleich hinter dem Borsajpaß
in Sighetu Marmatjei. Zuerst gilt es allerdings in Sapinta einen Stop
einzulegen. Hier befinden sich die "lustigen Friedhöfe".
Der Tod wird hier etwas anders gesehen, deshalb steht auf jedem in
grellen Farben gehaltenen Grabstein eine lustige Episode des Verstorbenen.
In weiterer Folge sinkt unser Reiseschnitt nach unten, zu schön
sind die Bauwerke, zu oft halten wir an, um diese Pracht auf uns wirken
zu lassen. |
Erwischt!
Dank modernster Radartechnik wurden wir beim Schnellfahren ertappt. |
Die Straßen sind auch in halbwegs gutem Zustand,
deshalb rollen wir mit knapp 70 km/h durch die Gegend. Doch 70 km/h
sind wir auch für das Ortsgebiet zu schnell. Ein Dorfpolizist,
ausgestattet mit einem ultramodernen Radargerät samt Videoaufzeichnung
in seinem Uralt-Dacia hat uns erfaßt und bittet nun zur Kasse.
Diese Prozedur zieht sich dann unheimlich in die Länge, weil
er unter Zuhilfenahme seiner Kollegen sechs Strafzettel ausstellt,
sechs Quittungen ausfüllt und uns sechs Bestätigungen für
die Ausreise schreibt (die hat später nie jemand verlangt). Das
ganze Dorf läuft zusammen und beobachtet, wie ihr gestrenger
Capo die "reichen" Touristen abstraft. 300.000,- Lei sind
auf den ersten Blick viel Geld, bedeuten umgerechnet aber nur 8,-
Euro. Dafür haben wir tolle Fotos von gestreßten Polizisten,
ängstlich blickenden Dorfbewohnern und lächelnden Motorradtouristen. |
Dampflok Cozia-1 der Waldbahn bei Viseu de Sus
und Haltestelle an der ukrainischen Grenze.
|
In Viseu des Sus wird dann ein Zwangstop eingelegt.
Hier fährt die letzte planmäßige Schmarspurdanpflok
in ganz Europa., ein Muß für uns. Symbolisiert doch eine
Dampflok ähnlich einem Motorrad Technik pur. Frühmorgens
geht's vom Holzkombinat Viseu los, Personenwagen gibt's keine. Sitzplätze?
Fehl am Platze, wir machen es uns auf einem offenen Güterwagen
bequem. Fauchend und schnaubend kämpft sich die alte Dampflok
durch das 43 km lange Tal hinauf zu den Holzfällern an der ukrainischen
Grenze. Der Gleisoberbau ist sehr marode, die Waggons neigen sich
bedrohlich zur Seite, einmal entgleist sogar einer. Kein Problem,
im Nu ist er vom Personal mittels eines Aufgleisschuh´s wieder
auf den Schienen. Zweimal muß die alte Dampflok "tanken",
sprich Wasser fassen. Dabei wird ein Schlauch einfach in den parallel
fließenden Bach gehängt und in den Tender gesaugt. Spät
am Abend kommen wir mit leuchtenden Augen wieder ins Tal. |
Eines der markanten Moldava-Klöster. |
Über den Prisloppaß fahren wir weiter
in die Provinz Moldava., bekannt durch ihre vielen Klöster, die
alle in verschiedenen Farbtönen gehalten sind. Leider regnet
es mittlerweile, und das geradezu wolkenbruchartig. Als Standort wählen
wir ein Ferien-Camp in Campolung Moldovenesc am Fuße des Raraupasses.,
von dort aus wollen wir die Klöster anfahren. Leider sind die
Stukkaturen und Malereien meist in nicht sehr gutem Zustand, aber
in Anbetracht des künftiges Touristenandranges - Rumänien
will in die EU - wird schon fleißig renoviert. Leider hat der
Regen noch immer nicht aufgehört, die Straßen und Wege
stehen manchmal knietief unter Wasser. Zwischen den Klöstern
Humorolui und Solca wollen wir deshalb eine Abkürzung nehmen,
leider ist die auf unserer Karte eingezeichnete Straße teilweise
noch in Planung. Bis wir dahinter kommen, stehen wir mitten auf einer
Alm im Nichts. Im nassen, sumpfigen Gras, durch knietief im Wasser
stehende Rinnsale, entstanden durch von zu Tale gezogenen Baumstämme,
kämpfen wir mit den Tücken unserer Dickschiffe hinab ins
Tal. Mitten in der Pampa kommen wir zu fünf Häusern, wahrscheinlich
das Dorf Solca. Die spielenden Kinder springen auf und laufen in die
Häuser, als sechs über und über verdreckte Motorräder
daher knattern. Erich, unser Führungsmann möchte nach dem
Weg fragen und beugt sich von seiner Africa Twin zu einer alten Frau
hinunter. Als diese in das dunkle, unterdurchsichtige - oberndrein
total verschmutzte - Visier blickt, macht sie ein Kreuz und verschwindet
ebenfalls in einem Haus. Später wird es vielleicht heißen,
dass die Außerirdischen an diesem Tag hier waren. Für uns
im nachhinein das Offroad-Abenteuer pur, an der Grenze dessen, was
mit unseren Reise-Enduros möglich war. |
Anfahrt zur und Pause auf der Solca-Alm.
|
Der weiter anhaltende Regen vertreibt uns aus diesem
an sich malerischen Flecken Rumäniens. Doch im Südwesten
soll es sonnig sein. Über den bereits stark verfallenen Raraupaß
wuchten wir unsere Stollentiere zum geschotterten Paltinis-Paß,
der wegen des Regens regelrecht im Schlamm versinkt. Statt darüber
zu fahren rutschen wir mehr. Vorbei am fischreichsten See Rumäniens
Lacul Basko-te kommen wir nach Brasov - zu deutsch Kronstadt - und
in weiterer Folge zum Schloß Bran, der angeblich ehemaligen
Residenz des Grafen Dracula. Doch hier herrscht purer Touristennepp,
wir sind maßlos enttäuscht. Zumal sich die Geschichte des
Grafen anscheinend ganz anders zugetragen hat. Als einer der wenigen
Streiter gegen die osmanischen Invasoren ließ er gefangene türkische
Soldaten richtiggehend pfählen, woraus sich auch sein Namen resultierte
(Vlad Tepes Draculea - der Pfähler). Also nichts mit Blutsaugern
und Vampiren. |
Robert blieb auf dem Paltinis-Paß im Morast stecken. |
Mitten in Transsylvanien im Dorf Biertan lassen wir
uns für ein paar Tage nieder. Wir brauchen eine Pause, die Motorräder
Pflege. Da in Siebenbürgen viel Deutsch gesprochen wird, können
wir ohne viel Herumgedruckse dem Dorfschmied erklären, dass der
gebrochene Rahmenteil des KLE-Hecks geschweißt werden muß.
Als Bezahlung akzeptiert er nur eine Dorfrunde mit seinem Sohn als
Sozius auf einem der Motorräder. Hier in diesem Teil Siebenbürgens
gibt es zahlreiche Wehrkirchen, die größte in Biertan (zu
Deutsch Birthelm). Diese Wehrkirchen sind alle mit dicken Mauern umgeben,
hinter denen sich die Dorfgemeinschaft im Kriegsfalle verschanzen
konnte. Hauptsächglich gegen die Invasion der Osmanen war dies
der Fall. Heute erhalten sie sich selbst, indem die Pfarren im Stile
von Jugendherbergen Zimmer vermieteten. |
In Birthan wurde das Heck der KLE geschweißt. |
Von hier will Karl - einer aus unserer Gruppe - das
nahegelegene Dorf Filitelnic suchen, wo sein Salzburger Nachbar geboren
wurde. Die Gastfreundschaft, die uns in Filitelnic empfängt,
nachdem wir den Grund unseres Besuches erörtert haben, ist riesengroß.
Sie haben selber fast nichts, aber sie geben umso mehr. In Filitelnic
scheint die Zeit schon vor langem stehen geblieben zu sein. Auf der
Dorfstraße verkehren ausschließlich Fuhrwerke und Fahrräder
der Kinder, unsere Motorräder wirken geradezu wie Fremdkörper.
Dann zeigt man uns das Dorf, darunter das Geburtshaus von Karls Nachbarn,
den Kindergarten, die Schule und...und...und. Natürlich ist da
auch ein bißchen Stolz unserer Gastgeber dabei. Seht her, diese
Fremden sind zu uns gekommen.
Als Bewohner eines Alpenlandes und begeisterte Bergfahrer müssen
wir natürlich auch die berühmteste Paßstraße
Rumäniens befahren, die vom ehemaligen Diktator Ceaucescou erbaute
Transfagarasan über das Fagarasgebirge. Durchgehend asphaltiert
führt sie auf 2356 m Seehöhe über zahlreiche Kehren,
teilweise kühn trassiert. Der Straßenbelag ist derart griffig,
dass wir die Maschinen sprichwörtlich umlegen können, bis
"die Ohren streifen". Die rumänischen Autofahrer sind
absolut keine Motorräder gewohnt - die zudem für rumänische
Verhältnisse recht
flott unterwegs sind - sodass sie in den Kurven beim überholt
werden regelrechte Haken schlagen. Allerdings hält uns die einzige
Reifenpanne dieser Reise etwas auf. Nun sind wir schon so viele Kilometer
auf Rumäniens Straßen - teilweise auf sehr schlechten,
teilweise auf unbefestigten - unterwegs und dann erwischt es uns ausgerechnet
auf der gut ausgebauten Parade-Bergstraße. |
Das Dorf Filitelnic in Transsyslvanien (Siebenbürgen). |
Über Sibiu (Hermannstadt) kommen wir wieder
mitten in den Karpatenhauptkamm. Wir fahren durch das wunderschöne
Voinesa -Tal, vorbei an einem tiefblauen Stausee in den Naturpark
mit gleichem Namen. Rechts und links des Baches campen zahlreiche
Rumänien, es duftet nach gegrilltem Fleisch. Die Straße
führt schließlich über eine abenteuerliche Hängebrücke,
der Belag wird zusehends staubiger, geht in Schotter über und
dann beginnen die ersten Kehren des Urdelepasses. Langsam schrauben
wir uns höher, verlassen die Baumgrenze und erreichen erst bei
2.141 m den Scheitelpunkt. Bis auf ein paar Hirten mit ihren Schafen
haben wir keine Menschenseele getroffen. Nur die Hirtenhunde haben
ihre Freude daran, die Motorräder zuerst zu verbellen und dann
zu verfolgen. Schlechte Karten für unseren Schlußmann.
Oben auf dem Scheitelpunkt beeindruckt die gigantische Rundumsicht,
es sieht fast so aus wie in den französischen Seealpen. Bei der
Abfahrt nach Novaci begegnen wir einem Trupp Soldaten, offensichtlich
bei einer Gebirgsübung. Der Kommandant hat zusehends Probleme,
die Burschen unter Kontrolle zu halten. Zu interessant sind die japanischen
Motorräder. |
Auf dem Urdelepaß. |
Mittlerweile scheint herrlich die Sonne, keine Spur
mehr von Regen. Wir wenden uns Richtung Drobeta Turnu Severin und
fahren dann an der Donauuferstraße zum Portile de Fier - dem
Eisernen Tor . Früher ein gewaltiges Hindernis für die Schiffahrt,
wurde diese Engstelle durch einen Staudamm massiv entschärft,
der nun gewaltige Wassermassen aufstaut. Heute fahren die Donauschiffe
gemütlich und vor allem gefahrlos durch diese Passage. Bei Bercaseo
verlassen wir wieder die Donau und wenden uns in die Provinz Banat.
In Anina Steierdorf - einer ehemaligen deutschstämmigen, genauer
gesagt, einer steirischen Siedlung - schlagen wir wieder unser Lager
für mehrere Nächte auf. Nicht weit von Anina besuchen wir
Trei Ape, ein kleines Seengebiet ähnlich dem österreichischen
Salzkammergut. Auch hier sind sehr viele Einheimische auf Camping-Urlaub.
Ganz langsam zieht auch hier ein Hauch von Wohlstand ein, so wie in
Mitteleuropa vor 40 oder 50 Jahren. Besonders beeindruckend ist das
Dampflokmuseum in der Industriestadt Resitsa. Hier stehen noch ehemalige
deutsche Loks, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in ihre Heimat
zurückgeführt werden konnten. |
Das Portile di Fier, eine markante Engstelle der Donau. |
Ein absolutes Highlight hingegen ist die Auffahrt
zum Muntele Mic bei Caransebes. Durch die vorangegangenen Regenfälle
ist der Schotterweg ziemlich ausgewaschen. Das alles wäre noch
kein Problem, aber hier oben sind die Hirtenhunde besonders pflichtbewußt.
Beinahe alle paar Meter schießt so ein Vieh laut bellend aus
dem Gestrüpp, nimmt wütend die Verfolgung auf und läßt
sich auch nur schwer abschütteln. Oben auf dem Gipfel, bei der
Unterkunft des bekannten Karpaten-Willy, erfahren wir den Grund der
aggressiven Hunde. Wir befinden uns hier im Gebiet der EnduroMania
- einer Hard-Enduro-Veranstaltung unter deutscher Leitung - und momentan
seien sehr viele Enduristen zwecks Training hier. Die krachen natürlich
voll durchs Unterholz und machen die Hunde so nervös. Die beiden
Eremiten in der orthodoxen Kirche am Gipfel sind hocherfreut über
den seltenen Besuch und laden uns noch zu einer heißen Suppe
ein, bevor wir wieder ins Tal müssen. Dabei kommen wir drauf,
dass uns einer der beiden von einer früheren Rumänienfahrt
kennt. Damals bewohnte er die Eremitage von Poana Mariului, die wir
damals besucht hatten. |
Eremiten auf dem Muntele Mic. |
Bevor es von Anina Steierdorf zur rund 220 km entfernten
ungarischen Grenze geht, bummeln wir noch durch den Ort und palavern
mit den Einheimischen. Zwar sind sie nun das Joch der Diktatur los,
dafür ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. Alle Stützungen
und Förderungen versickern irgendwo im Sumpf der Bürokratie.
Früher gab es hier Bergwerke und große Industriebetriebe,
die für Arbeit sorgten. Doch seit kein Geld mehr da ist, müsse
ein Betrieb nach dem anderen zusperren. Die Alten finden sich damit
ab, aber die Jugend zieht es weg. Zuerst in die Großstädte
und dann weiter in den "goldenen Westen", wo nach rumänischer
Meinung die gebackenen Hühner durch die Luft fliegen und man
nur zugreifen muß. Oder wo das Geld quasi auf der Straße
liegt. Kein Wunder, dass die Rumänen den Beitritt in das Paradies
der Europäischen Union kaum noch erwarten können.
Im Grenzort Cenad kurz vor der Ausreise will uns ein Polizist erneut
beim Schnellfahren ertappt haben. Als wir auf ein Beweisfoto oder
-Video pochen, winkt er uns weiter. Anscheinend wollte er nur seine
Privatschatulle etwas auffüllen.
Die Rumänen in ihrer Heimat sind ganz anders, als das Bild, das
von den rumänischen Diebesbanden in unseren Medien gezeichnet
wird. Das sind keine stehlenden Horden, die alles, was nicht niet-
und nagelfest ist, mitgehen lassen. Das sind hilfsbereite, aber auch
hilfsbedürftige Menschen, die jahrzehntelang unter dem Joch eines
Diktators gelitten haben und nun langsam zu sich finden. Wir wurden
immer und überall freundlich aufgenommen, uns wurde auch - wenn
nötig - sofort Hilfe angeboten. Und landschaftlich, vor allem
in den Karpaten, haben wir uns wie zuhause gefühlt. Mit einem
kitzekleinen Unterschied: dass es dort im Gegensatz von zu Hause noch
nicht so viele Ge- und Verbote gibt. |
|
© Peter Winklmair |
|
REISEINFORMATIONEN |
Allgemeines: |
Wer Abstriche im sanitären Bereich machen kann,
sein Motorrad schlechten Straßen aussetzen möchte und nicht
übermäßig Angst vor den Gruselgeschichten über
die Rumänen hat, findet in Rumänien eine abwechslungsreiche
und ursprüngliche Landschaft mit vielen historischen Bauten.
Oft gleicht die Fahrt einer Reise in vergangene Epochen. Die Einheimischen
bringen trotz ihrer Armut oder vielleicht gerade deswegen Fremden
gegenüber eine ungeahnte Gastfreundschaft entgegen. Obwohl sich
das Land im Bereich der gemäßigten kontinentalen Klimazone
(sehr warme trockene Sommer, aber auch empfindlich kalte Winter) befindet,
können wir nicht bestätigen, daß die Sommer durchgehend
trocken sind. Im Juli - unserer Reisezeit - goß es zeitweise
wie in den Tropen. |
|
Geschichte: |
Nach den Römern (den direkten Vorfahren der
Rumänen) konnten sich weder Hunnen, Goten oder Awaren im Land
festsetzen, auch die Slawen nicht. Im 13. Jahrhundert wird Rumänien
erstmals namentlich erwähnt, jedoch bald darauf von den Osmanen,
bzw. Ungarn (Habsburger), aber auch Russen in deren Reiche einverleibt.
Vor allem die Habsburger siedeln Sachsen und Schwaben im Banat und
Siebenbürgen an. Das russische Protektorat endet 1856 mit dem
Krimkrieg, das österreich/ungarische 1918 nach dem 1. Weltkrieg.
Nach dem 2. Weltkrieg orientierte sich Rumänien eher nach den
Ostblockstaaten, geriet jedoch durch die konservative und reformablehnende
Politik ihres seit 1965 herrschenden Diktators Ceaucescu´s immer
mehr in eine Isolation. 1989 beim großen Fall des großen
Eisernen Vorhanges quer durch Europa wurde auch der Despot Ceaucescu
nach der Revolution von Timisoara abgesetzt, gefangen genommen und
hingerichtet. Aber noch heute leidet die Bevölkerung an der destruktiven
Politik des einstigen Regimes, zudem einige wirtschaftliche und gesellschaftliche
Reformen bis heute nicht gegriffen haben. Viele deutschstämmige
Einwohner sind in das Land ihrer eigentlichen Muttersprache zurückgekehrt,
ihr ganzes Hab und Gut zurücklassend. |
|
Einreise: |
Gültiger Reisepaß, die Grüne Versicherungskarte
wird bei der Einreise verlangt. Geldwechsel ist im Land günstiger
als in Deutschland, Kreditkarten wurden nicht immer akzeptiert. Führerschein,
Fahrzeugpapiere und Reisepaß sollten unbedingt in Kopien mitgeführt
werden. Obwohl es uns nie untergekommen ist, verstummten warnende
Stimmen nicht, daß sich korrupte Polizisten ein Zubrot verdienen
sollten, indem sie die Original-Papiere bei einer Verkehrskontrolle
nur nach Zahlung eines Schmiergeldes zurück händigen wollten. |
|
Verkehrsbestimmungen: |
Tempolimits: innerorts 40 km/h, Freilandstraße
60 km/h, Autobahn 90 km/h. Die Rumänien sind recht zügige
Fahrer, sie überholen dabei immer und überall. Große,
starke Motorräder sind in Rumänien nahezu unbekannt, werden
daher in Abzug und Geschwindigkeit unterschätzt. Den Straßenzustand
muß man generell als schlecht bezeichnen, Ausnahme: die Transitrouten.
Teils knietiefe Schlaglöcher werden gar nicht, mit Zweigen oder
Steinen gekennzeichnet. |
|
Treibstoff und Pannen: |
Die Benzinversorgung (auch Bleifrei) ist mittlerweile
nahezu flächendeckend gewährleistet. Im Notfall sucht man
in Dörfern oder Gehöften Autobesitzer. Die haben zumeist
Reservekanister oder können mit Sprit aushelfen. Bei Pannen empfiehlt
sich, Einheimische zu kontaktieren, die entweder selbst mit anpacken
oder Hilfe holen.
Als fahrbaren Untersatz empfehlen wir unbedingt eine reisetaugliche
Enduro mit ausreichend Federweg, als Bereifung wählten wir den
Bridgestone TW 152 mit hervorragendem Naßverhalten, ausreichender
Lebensdauer und genügend Grip abseits der befestigten Wege. |
|
Kulinarisches: |
Mittlerweile erhält man in nahezu jeder Unterkunft
- abgesehen vom Frühstück - auch ein Abendessen. Die Speisen
ähnelngeschmacklich sehr den angrenzenden Balkanländern,
das Bier ist angenehm süffig. Nach dem Essen schmeckt der meist
selbstgebrannte Tuika-Schnaps vorzüglich. Am meisten verbreitet
sind Grillgerichte wie die Mititeis, kleine Fleischröllchen mit
Senf und Brot. In ländlichen Gegenden sollten man unbedingt die
Mamaliga cu brinza probierem: Maisbrei mit Schafskäse und Spiegelei,
übergossen mit Rahm. |
|
Nachweis: |
Die Auswahl der (genauen) Straßenkarten ist
noch nicht sehr groß, vor allem bei kleinen Nebenstraßen
ist Vorsicht geboten. Manche sind gar nicht, andere nur erschwert
befahrbar, einige existieren wohl noch nicht oder gab es noch nie.
Wir fuhren großteils mit der Karte "Siebenbürgen"
von Freytag & Berndt im Maßstab 1:350.000, oder mit der
Faltkarte für die EnduRoMania-Teilnehmer im Maßstab 1:
150.000, die sich aber nur auf ein kleines Gebiet in den Westkarpaten
beschränkt. In Rumänien gibt es an größeren Shell-Tankstellen
den Rumänien-Atlas im Maßstab 1:500.000. |
© Peter Winklmair |
|