Dracula´s Erben
Eine Rundreise durch Rumänien,
das Land des sagenumwobenen Grafen.
© Autor, Fotos und Text: Peter Winklmair
 
Da stehen wir nun an der Grenze im ungarischen Debrecen. Sechs Club-Mitglieder des MSC St. Leonhard auf ihren Enduros (Africa Twin, XT 600, KLE 500 und SLR 650). Zwangsläufig ziehen sich die Grenzformalitäten in die Länge, schließlich interessieren sich die Zöllner mehr für die sechs Motorräder als um unsere Stempel. Doch dann ist es soweit, wir haben freie Fahrt!
Vorerst unterscheidet sich die rumänische Landschaft nur unwesentlich von der ungarischen. Sieht man von der Tatsache ab, dass Straßen und Häuser nun deutlich heruntergekommener sind. Doch vorerst müssen wir Geld wechseln. In Valea Lui Mihaj - dem rumänischen Grenzort - finden wir eine Wechselstube. Flugs wechseln Euro in Lei und plötzlich sind wir Millionäre! Ist doch 1,- Euro glatte 39.000,- Lei wert. In Satu Mare zeichnen sich bereits die Karpaten am Horizont ab, die nun zwei Wochen lang den Kern unserer Streckenführung ausmachen werden. In Vijle Apei finden wir eine ehemalige Parteibonzen-Residenz, wo wir heute die einzigen Gäste sind. Am Abend die Liveband spielt ausschließlich für uns.
Über Negresti Oas kommen wir in das Oaser Land, bekannt für seine bis heute erhaltenen Traditionen und der damit verbundenen Trachtenbekleidung. Wir haben Glück, als wir in Bixad in der Nähe der ukrainischen Grenze einen Wochenmarkt entdecken. Hier gibt es wirklich alles, von der Unterwäsche über Kochgeschirr bis zum Pferd kann man alles erstehen. So ein Wochenmarkt dürfte für die Bevölkerung ein besonderes Ereignis sein, alle laufen herausgeputzt "wie die Pfingstochsen" herum.
Die charakteristischen Holztore in der Maramures
und die lustigen Friedhöfe in Sapintha.
Je weiter nördlich wir kommen, desto weniger Autos sind auf den Straßen anzutreffen. Dafür nehmen die Pferdefuhrwerke überhand. Doch Vorsicht ist geboten, sie sind auch abends ohne Beleuchtung oder Absicherung unterwegs. Die Provinz Maramures - bekannt für ihre markanten Holzkirchen und Holzportale an Privathäusern - beginnt gleich hinter dem Borsajpaß in Sighetu Marmatjei. Zuerst gilt es allerdings in Sapinta einen Stop einzulegen. Hier befinden sich die "lustigen Friedhöfe". Der Tod wird hier etwas anders gesehen, deshalb steht auf jedem in grellen Farben gehaltenen Grabstein eine lustige Episode des Verstorbenen. In weiterer Folge sinkt unser Reiseschnitt nach unten, zu schön sind die Bauwerke, zu oft halten wir an, um diese Pracht auf uns wirken zu lassen.



Erwischt!
Dank modernster Radartechnik wurden wir beim Schnellfahren ertappt.
Die Straßen sind auch in halbwegs gutem Zustand, deshalb rollen wir mit knapp 70 km/h durch die Gegend. Doch 70 km/h sind wir auch für das Ortsgebiet zu schnell. Ein Dorfpolizist, ausgestattet mit einem ultramodernen Radargerät samt Videoaufzeichnung in seinem Uralt-Dacia hat uns erfaßt und bittet nun zur Kasse. Diese Prozedur zieht sich dann unheimlich in die Länge, weil er unter Zuhilfenahme seiner Kollegen sechs Strafzettel ausstellt, sechs Quittungen ausfüllt und uns sechs Bestätigungen für die Ausreise schreibt (die hat später nie jemand verlangt). Das ganze Dorf läuft zusammen und beobachtet, wie ihr gestrenger Capo die "reichen" Touristen abstraft. 300.000,- Lei sind auf den ersten Blick viel Geld, bedeuten umgerechnet aber nur 8,- Euro. Dafür haben wir tolle Fotos von gestreßten Polizisten, ängstlich blickenden Dorfbewohnern und lächelnden Motorradtouristen.
Dampflok Cozia-1 der Waldbahn bei Viseu de Sus
und Haltestelle an der ukrainischen Grenze.
In Viseu des Sus wird dann ein Zwangstop eingelegt. Hier fährt die letzte planmäßige Schmarspurdanpflok in ganz Europa., ein Muß für uns. Symbolisiert doch eine Dampflok ähnlich einem Motorrad Technik pur. Frühmorgens geht's vom Holzkombinat Viseu los, Personenwagen gibt's keine. Sitzplätze? Fehl am Platze, wir machen es uns auf einem offenen Güterwagen bequem. Fauchend und schnaubend kämpft sich die alte Dampflok durch das 43 km lange Tal hinauf zu den Holzfällern an der ukrainischen Grenze. Der Gleisoberbau ist sehr marode, die Waggons neigen sich bedrohlich zur Seite, einmal entgleist sogar einer. Kein Problem, im Nu ist er vom Personal mittels eines Aufgleisschuh´s wieder auf den Schienen. Zweimal muß die alte Dampflok "tanken", sprich Wasser fassen. Dabei wird ein Schlauch einfach in den parallel fließenden Bach gehängt und in den Tender gesaugt. Spät am Abend kommen wir mit leuchtenden Augen wieder ins Tal.



Eines der markanten Moldava-Klöster.
Über den Prisloppaß fahren wir weiter in die Provinz Moldava., bekannt durch ihre vielen Klöster, die alle in verschiedenen Farbtönen gehalten sind. Leider regnet es mittlerweile, und das geradezu wolkenbruchartig. Als Standort wählen wir ein Ferien-Camp in Campolung Moldovenesc am Fuße des Raraupasses., von dort aus wollen wir die Klöster anfahren. Leider sind die Stukkaturen und Malereien meist in nicht sehr gutem Zustand, aber in Anbetracht des künftiges Touristenandranges - Rumänien will in die EU - wird schon fleißig renoviert. Leider hat der Regen noch immer nicht aufgehört, die Straßen und Wege stehen manchmal knietief unter Wasser. Zwischen den Klöstern Humorolui und Solca wollen wir deshalb eine Abkürzung nehmen, leider ist die auf unserer Karte eingezeichnete Straße teilweise noch in Planung. Bis wir dahinter kommen, stehen wir mitten auf einer Alm im Nichts. Im nassen, sumpfigen Gras, durch knietief im Wasser stehende Rinnsale, entstanden durch von zu Tale gezogenen Baumstämme, kämpfen wir mit den Tücken unserer Dickschiffe hinab ins Tal. Mitten in der Pampa kommen wir zu fünf Häusern, wahrscheinlich das Dorf Solca. Die spielenden Kinder springen auf und laufen in die Häuser, als sechs über und über verdreckte Motorräder daher knattern. Erich, unser Führungsmann möchte nach dem Weg fragen und beugt sich von seiner Africa Twin zu einer alten Frau hinunter. Als diese in das dunkle, unterdurchsichtige - oberndrein total verschmutzte - Visier blickt, macht sie ein Kreuz und verschwindet ebenfalls in einem Haus. Später wird es vielleicht heißen, dass die Außerirdischen an diesem Tag hier waren. Für uns im nachhinein das Offroad-Abenteuer pur, an der Grenze dessen, was mit unseren Reise-Enduros möglich war.
Anfahrt zur und Pause auf der Solca-Alm.
Der weiter anhaltende Regen vertreibt uns aus diesem an sich malerischen Flecken Rumäniens. Doch im Südwesten soll es sonnig sein. Über den bereits stark verfallenen Raraupaß wuchten wir unsere Stollentiere zum geschotterten Paltinis-Paß, der wegen des Regens regelrecht im Schlamm versinkt. Statt darüber zu fahren rutschen wir mehr. Vorbei am fischreichsten See Rumäniens Lacul Basko-te kommen wir nach Brasov - zu deutsch Kronstadt - und in weiterer Folge zum Schloß Bran, der angeblich ehemaligen Residenz des Grafen Dracula. Doch hier herrscht purer Touristennepp, wir sind maßlos enttäuscht. Zumal sich die Geschichte des Grafen anscheinend ganz anders zugetragen hat. Als einer der wenigen Streiter gegen die osmanischen Invasoren ließ er gefangene türkische Soldaten richtiggehend pfählen, woraus sich auch sein Namen resultierte (Vlad Tepes Draculea - der Pfähler). Also nichts mit Blutsaugern und Vampiren.



Robert blieb auf dem Paltinis-Paß im Morast stecken.
Mitten in Transsylvanien im Dorf Biertan lassen wir uns für ein paar Tage nieder. Wir brauchen eine Pause, die Motorräder Pflege. Da in Siebenbürgen viel Deutsch gesprochen wird, können wir ohne viel Herumgedruckse dem Dorfschmied erklären, dass der gebrochene Rahmenteil des KLE-Hecks geschweißt werden muß. Als Bezahlung akzeptiert er nur eine Dorfrunde mit seinem Sohn als Sozius auf einem der Motorräder. Hier in diesem Teil Siebenbürgens gibt es zahlreiche Wehrkirchen, die größte in Biertan (zu Deutsch Birthelm). Diese Wehrkirchen sind alle mit dicken Mauern umgeben, hinter denen sich die Dorfgemeinschaft im Kriegsfalle verschanzen konnte. Hauptsächglich gegen die Invasion der Osmanen war dies der Fall. Heute erhalten sie sich selbst, indem die Pfarren im Stile von Jugendherbergen Zimmer vermieteten.



In Birthan wurde das Heck der KLE geschweißt.
Von hier will Karl - einer aus unserer Gruppe - das nahegelegene Dorf Filitelnic suchen, wo sein Salzburger Nachbar geboren wurde. Die Gastfreundschaft, die uns in Filitelnic empfängt, nachdem wir den Grund unseres Besuches erörtert haben, ist riesengroß. Sie haben selber fast nichts, aber sie geben umso mehr. In Filitelnic scheint die Zeit schon vor langem stehen geblieben zu sein. Auf der Dorfstraße verkehren ausschließlich Fuhrwerke und Fahrräder der Kinder, unsere Motorräder wirken geradezu wie Fremdkörper. Dann zeigt man uns das Dorf, darunter das Geburtshaus von Karls Nachbarn, den Kindergarten, die Schule und...und...und. Natürlich ist da auch ein bißchen Stolz unserer Gastgeber dabei. Seht her, diese Fremden sind zu uns gekommen.
Als Bewohner eines Alpenlandes und begeisterte Bergfahrer müssen wir natürlich auch die berühmteste Paßstraße Rumäniens befahren, die vom ehemaligen Diktator Ceaucescou erbaute Transfagarasan über das Fagarasgebirge. Durchgehend asphaltiert führt sie auf 2356 m Seehöhe über zahlreiche Kehren, teilweise kühn trassiert. Der Straßenbelag ist derart griffig, dass wir die Maschinen sprichwörtlich umlegen können, bis "die Ohren streifen". Die rumänischen Autofahrer sind absolut keine Motorräder gewohnt - die zudem für rumänische Verhältnisse recht
flott unterwegs sind - sodass sie in den Kurven beim überholt werden regelrechte Haken schlagen. Allerdings hält uns die einzige Reifenpanne dieser Reise etwas auf. Nun sind wir schon so viele Kilometer auf Rumäniens Straßen - teilweise auf sehr schlechten, teilweise auf unbefestigten - unterwegs und dann erwischt es uns ausgerechnet auf der gut ausgebauten Parade-Bergstraße.



Das Dorf Filitelnic in Transsyslvanien (Siebenbürgen).
Über Sibiu (Hermannstadt) kommen wir wieder mitten in den Karpatenhauptkamm. Wir fahren durch das wunderschöne Voinesa -Tal, vorbei an einem tiefblauen Stausee in den Naturpark mit gleichem Namen. Rechts und links des Baches campen zahlreiche Rumänien, es duftet nach gegrilltem Fleisch. Die Straße führt schließlich über eine abenteuerliche Hängebrücke, der Belag wird zusehends staubiger, geht in Schotter über und dann beginnen die ersten Kehren des Urdelepasses. Langsam schrauben wir uns höher, verlassen die Baumgrenze und erreichen erst bei 2.141 m den Scheitelpunkt. Bis auf ein paar Hirten mit ihren Schafen haben wir keine Menschenseele getroffen. Nur die Hirtenhunde haben ihre Freude daran, die Motorräder zuerst zu verbellen und dann zu verfolgen. Schlechte Karten für unseren Schlußmann. Oben auf dem Scheitelpunkt beeindruckt die gigantische Rundumsicht, es sieht fast so aus wie in den französischen Seealpen. Bei der Abfahrt nach Novaci begegnen wir einem Trupp Soldaten, offensichtlich bei einer Gebirgsübung. Der Kommandant hat zusehends Probleme, die Burschen unter Kontrolle zu halten. Zu interessant sind die japanischen Motorräder.



Auf dem Urdelepaß.
Mittlerweile scheint herrlich die Sonne, keine Spur mehr von Regen. Wir wenden uns Richtung Drobeta Turnu Severin und fahren dann an der Donauuferstraße zum Portile de Fier - dem Eisernen Tor . Früher ein gewaltiges Hindernis für die Schiffahrt, wurde diese Engstelle durch einen Staudamm massiv entschärft, der nun gewaltige Wassermassen aufstaut. Heute fahren die Donauschiffe gemütlich und vor allem gefahrlos durch diese Passage. Bei Bercaseo verlassen wir wieder die Donau und wenden uns in die Provinz Banat. In Anina Steierdorf - einer ehemaligen deutschstämmigen, genauer gesagt, einer steirischen Siedlung - schlagen wir wieder unser Lager für mehrere Nächte auf. Nicht weit von Anina besuchen wir Trei Ape, ein kleines Seengebiet ähnlich dem österreichischen Salzkammergut. Auch hier sind sehr viele Einheimische auf Camping-Urlaub. Ganz langsam zieht auch hier ein Hauch von Wohlstand ein, so wie in Mitteleuropa vor 40 oder 50 Jahren. Besonders beeindruckend ist das Dampflokmuseum in der Industriestadt Resitsa. Hier stehen noch ehemalige deutsche Loks, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in ihre Heimat zurückgeführt werden konnten.



Das Portile di Fier, eine markante Engstelle der Donau.
Ein absolutes Highlight hingegen ist die Auffahrt zum Muntele Mic bei Caransebes. Durch die vorangegangenen Regenfälle ist der Schotterweg ziemlich ausgewaschen. Das alles wäre noch kein Problem, aber hier oben sind die Hirtenhunde besonders pflichtbewußt. Beinahe alle paar Meter schießt so ein Vieh laut bellend aus dem Gestrüpp, nimmt wütend die Verfolgung auf und läßt sich auch nur schwer abschütteln. Oben auf dem Gipfel, bei der Unterkunft des bekannten Karpaten-Willy, erfahren wir den Grund der aggressiven Hunde. Wir befinden uns hier im Gebiet der EnduroMania - einer Hard-Enduro-Veranstaltung unter deutscher Leitung - und momentan seien sehr viele Enduristen zwecks Training hier. Die krachen natürlich voll durchs Unterholz und machen die Hunde so nervös. Die beiden Eremiten in der orthodoxen Kirche am Gipfel sind hocherfreut über den seltenen Besuch und laden uns noch zu einer heißen Suppe ein, bevor wir wieder ins Tal müssen. Dabei kommen wir drauf, dass uns einer der beiden von einer früheren Rumänienfahrt kennt. Damals bewohnte er die Eremitage von Poana Mariului, die wir damals besucht hatten.



Eremiten auf dem Muntele Mic.
Bevor es von Anina Steierdorf zur rund 220 km entfernten ungarischen Grenze geht, bummeln wir noch durch den Ort und palavern mit den Einheimischen. Zwar sind sie nun das Joch der Diktatur los, dafür ist die Arbeitslosigkeit gestiegen. Alle Stützungen und Förderungen versickern irgendwo im Sumpf der Bürokratie. Früher gab es hier Bergwerke und große Industriebetriebe, die für Arbeit sorgten. Doch seit kein Geld mehr da ist, müsse ein Betrieb nach dem anderen zusperren. Die Alten finden sich damit ab, aber die Jugend zieht es weg. Zuerst in die Großstädte und dann weiter in den "goldenen Westen", wo nach rumänischer Meinung die gebackenen Hühner durch die Luft fliegen und man nur zugreifen muß. Oder wo das Geld quasi auf der Straße liegt. Kein Wunder, dass die Rumänen den Beitritt in das Paradies der Europäischen Union kaum noch erwarten können.
Im Grenzort Cenad kurz vor der Ausreise will uns ein Polizist erneut beim Schnellfahren ertappt haben. Als wir auf ein Beweisfoto oder -Video pochen, winkt er uns weiter. Anscheinend wollte er nur seine Privatschatulle etwas auffüllen.
Die Rumänen in ihrer Heimat sind ganz anders, als das Bild, das von den rumänischen Diebesbanden in unseren Medien gezeichnet wird. Das sind keine stehlenden Horden, die alles, was nicht niet- und nagelfest ist, mitgehen lassen. Das sind hilfsbereite, aber auch hilfsbedürftige Menschen, die jahrzehntelang unter dem Joch eines Diktators gelitten haben und nun langsam zu sich finden. Wir wurden immer und überall freundlich aufgenommen, uns wurde auch - wenn nötig - sofort Hilfe angeboten. Und landschaftlich, vor allem in den Karpaten, haben wir uns wie zuhause gefühlt. Mit einem kitzekleinen Unterschied: dass es dort im Gegensatz von zu Hause noch nicht so viele Ge- und Verbote gibt.
 
© Peter Winklmair

 
REISEINFORMATIONEN
Allgemeines:
Wer Abstriche im sanitären Bereich machen kann, sein Motorrad schlechten Straßen aussetzen möchte und nicht übermäßig Angst vor den Gruselgeschichten über die Rumänen hat, findet in Rumänien eine abwechslungsreiche und ursprüngliche Landschaft mit vielen historischen Bauten. Oft gleicht die Fahrt einer Reise in vergangene Epochen. Die Einheimischen bringen trotz ihrer Armut oder vielleicht gerade deswegen Fremden gegenüber eine ungeahnte Gastfreundschaft entgegen. Obwohl sich das Land im Bereich der gemäßigten kontinentalen Klimazone (sehr warme trockene Sommer, aber auch empfindlich kalte Winter) befindet, können wir nicht bestätigen, daß die Sommer durchgehend trocken sind. Im Juli - unserer Reisezeit - goß es zeitweise wie in den Tropen.
 
Geschichte:
Nach den Römern (den direkten Vorfahren der Rumänen) konnten sich weder Hunnen, Goten oder Awaren im Land festsetzen, auch die Slawen nicht. Im 13. Jahrhundert wird Rumänien erstmals namentlich erwähnt, jedoch bald darauf von den Osmanen, bzw. Ungarn (Habsburger), aber auch Russen in deren Reiche einverleibt. Vor allem die Habsburger siedeln Sachsen und Schwaben im Banat und Siebenbürgen an. Das russische Protektorat endet 1856 mit dem Krimkrieg, das österreich/ungarische 1918 nach dem 1. Weltkrieg. Nach dem 2. Weltkrieg orientierte sich Rumänien eher nach den Ostblockstaaten, geriet jedoch durch die konservative und reformablehnende Politik ihres seit 1965 herrschenden Diktators Ceaucescu´s immer mehr in eine Isolation. 1989 beim großen Fall des großen Eisernen Vorhanges quer durch Europa wurde auch der Despot Ceaucescu nach der Revolution von Timisoara abgesetzt, gefangen genommen und hingerichtet. Aber noch heute leidet die Bevölkerung an der destruktiven Politik des einstigen Regimes, zudem einige wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformen bis heute nicht gegriffen haben. Viele deutschstämmige Einwohner sind in das Land ihrer eigentlichen Muttersprache zurückgekehrt, ihr ganzes Hab und Gut zurücklassend.
 
Einreise:
Gültiger Reisepaß, die Grüne Versicherungskarte wird bei der Einreise verlangt. Geldwechsel ist im Land günstiger als in Deutschland, Kreditkarten wurden nicht immer akzeptiert. Führerschein, Fahrzeugpapiere und Reisepaß sollten unbedingt in Kopien mitgeführt werden. Obwohl es uns nie untergekommen ist, verstummten warnende Stimmen nicht, daß sich korrupte Polizisten ein Zubrot verdienen sollten, indem sie die Original-Papiere bei einer Verkehrskontrolle nur nach Zahlung eines Schmiergeldes zurück händigen wollten.
 
Verkehrsbestimmungen:
Tempolimits: innerorts 40 km/h, Freilandstraße 60 km/h, Autobahn 90 km/h. Die Rumänien sind recht zügige Fahrer, sie überholen dabei immer und überall. Große, starke Motorräder sind in Rumänien nahezu unbekannt, werden daher in Abzug und Geschwindigkeit unterschätzt. Den Straßenzustand muß man generell als schlecht bezeichnen, Ausnahme: die Transitrouten. Teils knietiefe Schlaglöcher werden gar nicht, mit Zweigen oder Steinen gekennzeichnet.
 
Treibstoff und Pannen:
Die Benzinversorgung (auch Bleifrei) ist mittlerweile nahezu flächendeckend gewährleistet. Im Notfall sucht man in Dörfern oder Gehöften Autobesitzer. Die haben zumeist Reservekanister oder können mit Sprit aushelfen. Bei Pannen empfiehlt sich, Einheimische zu kontaktieren, die entweder selbst mit anpacken oder Hilfe holen.
Als fahrbaren Untersatz empfehlen wir unbedingt eine reisetaugliche Enduro mit ausreichend Federweg, als Bereifung wählten wir den Bridgestone TW 152 mit hervorragendem Naßverhalten, ausreichender Lebensdauer und genügend Grip abseits der befestigten Wege.
 
Kulinarisches:
Mittlerweile erhält man in nahezu jeder Unterkunft - abgesehen vom Frühstück - auch ein Abendessen. Die Speisen ähnelngeschmacklich sehr den angrenzenden Balkanländern, das Bier ist angenehm süffig. Nach dem Essen schmeckt der meist selbstgebrannte Tuika-Schnaps vorzüglich. Am meisten verbreitet sind Grillgerichte wie die Mititeis, kleine Fleischröllchen mit Senf und Brot. In ländlichen Gegenden sollten man unbedingt die Mamaliga cu brinza probierem: Maisbrei mit Schafskäse und Spiegelei, übergossen mit Rahm.
 
Nachweis:
Die Auswahl der (genauen) Straßenkarten ist noch nicht sehr groß, vor allem bei kleinen Nebenstraßen ist Vorsicht geboten. Manche sind gar nicht, andere nur erschwert befahrbar, einige existieren wohl noch nicht oder gab es noch nie. Wir fuhren großteils mit der Karte "Siebenbürgen" von Freytag & Berndt im Maßstab 1:350.000, oder mit der Faltkarte für die EnduRoMania-Teilnehmer im Maßstab 1: 150.000, die sich aber nur auf ein kleines Gebiet in den Westkarpaten beschränkt. In Rumänien gibt es an größeren Shell-Tankstellen den Rumänien-Atlas im Maßstab 1:500.000.
© Peter Winklmair